BRIEF_KASTEN
Oft hat man es jemandem gewünscht, wenn die Angehörigen am Sarg oder an der Urne standen: das Beileid. Es sind die Momente, in denen Worte nur holprig über die Lippen finden.
Wenn man nach Langem auf einen dieser Trauernden trifft und dieser begegnet einem mit einem Lächeln, so ist man Zeuge eines Wunders geworden: dass die Trauer dabei ist, sich in neue Lebensfreude zu wandeln. Es ist ein Geschehen, das man nicht einfach „erarbeiten“ kann. Es geschieht einem.
Allerheiligen und Allerseelen sind zusammen ein Fest solch tiefer Wandlung. Es geht um diese erstaunliche Kraft, welche die Augen neu für das Leben öffnet. Es schiebt die Menschen, um die man trauert, nicht einfach ins Vergessen, es lässt sie auf neue Weise an unsere Seite treten.
Viel mehr, als alle Aufmerksamkeit nur auf das eigene Tun zu richten – ich muss damit fertig werden –, geht es da um ein Sich-Öffnen für das, was an einem geschieht. „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, mein Trauergewand hast du gelöst und mich umgürtet mit Freude“, beschreibt ein Psalm dieses Wunder (Ps 30,12).
Nicht umsonst steht eine „Wandlung“ im Zentrum der christlichen Liturgie. Kein Tun, sondern ein Geschehen ist es. Christinnen und Christen glauben an solche Wandlungskraft: dass Trauer sich in Freude wandeln kann, dass aus Feinden Menschen, die sich achten, aus Egoisten hilfsbereite Leute werden können. Es ist eben nicht alles nur folgerichtig und vorhersehbar. Als Bild Gottes sind Menschen geschaffen – mit dem Wunder der Wandlung.
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