Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
Eine zugespitzte Frage, aber sie taucht auf. Öfter als man glaubt. Manchmal aus Unwissenheit, weil man vielleicht noch nie orthodoxe Christ:innen getroffen hat. Manchmal aus Abgrenzung von den „Irrgläubigen“. Nur katholisch ist christlich? Zuletzt ist mir auf YouTube ein besonders „katholischer“ Theologe untergekommen, der die orthodoxen Kirchen der Irrlehre bezichtigt. Nur mit der Unterwerfung unter den Papst sei Heil möglich. Da stockt einem der Atem. Haben nicht erst vor zwei Wochen Papst und Patriarch zu Dialog und Einheit aufgerufen? Von Unterwerfung unter Rom war keine Rede.
Die Trennung in orthodoxe und römische-katholische Kirche ist eine tragische Geschichte. Niemand wollte sie, und doch ist sie „passiert“. Konflikte zwischen Kaiser und Kirchenoberhäuptern, Intrigen und der Unwille zum Gespräch spielten eine Rolle. Das „morgenländische Schisma 1054“ lernt man als Datum der Trennung. Doch die Plünderung Konstantinopels durch Kreuzfahrer 1204 war gravierender. Ein christliches Heer aus dem Westen fällt über das Zentrum des christlichen Ostens her! Die orthodoxen Kirchen und die römisch-katholische Kirche verbindet das Bekenntnis zu den sieben ökumenischen Konzilien. Was uns theologisch trennt, sind u. a.
eine Hinzufügung zum Glaubensbekenntnis im Westen, dass der Geist aus dem Vater „und dem Sohn“ (filioque) strömt, und was der Primat des Papstes bedeutet. Schwerwiegender sind aber Verwundungen der wechselseitigen Erniedrigung und Gewalt bis in unsere Tage.
Erst im 20. Jahrhundert kam es zur Annäherung. Beobachter aus den orthodoxen Kirchen sind beim Zweiten Vatikanum. Die russisch-orthodoxe Kirche engagierte sich sehr. (Bei der 1700-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa 2025 fehlte die russisch-orthodoxe Kirche …) Am 7. Dezember 1965 hoben die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche ihre wechselseitige Exkommunikation auf. Eine Wende, aber noch nicht das Ziel. Das ist keine Rückkehr zur Vergangenheit, keine Unterwerfung. In Liebe und Wahrheit sind alle dazu aufgerufen, den Geist zu hören, „der uns unter den gegenwärtigen Umständen der Geschichte dazu drängt, der Welt ein erneuertes Zeugnis des Friedens, der Versöhnung und der Einheit zu geben“, so Papst Leo und Patriarch Bar-tholomaios am 29. November. Friede und Versöhnung sind möglich. Wenn wir wollen.

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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