Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
Was sind die Auswirkungen von Lichtverschmutzung, welche Probleme sind damit verbunden?
Josef Springer: Die Lichtverschmutzung kann Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen. Es gibt außerdem Studien, dass Menschen, die vermehrt Lichtverschmutzung ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, an hormonbedingten Krebsarten wie zum Beispiel bei der Prostata oder der Brust zu erkranken. Wobei bei der Lichtverschmutzung des Himmels die Auswirkung Richtung Biodiversität noch größer ist als die in Richtung des Menschen.
Wie ist die Tierwelt von der Lichtverschmutzung betroffen?
Springer: Der Großteil der Tierwelt ist nachtaktiv. Wir vernichten quasi in der Nacht haufenweise Insekten, die aber auch für uns eine große Bedeutung haben, weil sie für die Bestäubung eine große Rolle spielen. Die Zugvögel ziehen ebenfalls überwiegend während der Nacht weiter.
Die Naturnacht ist ja eigentlich sehr dunkel und der Sternenhimmel dient als Orientierung für die Tiere. Die hellste natürliche Lichtquelle, die wir in der Nacht kennen, ist der Vollmond und wir schaffen es, dass wir diesen mit den künstlichen Lichtquellen stark überstrahlen und dadurch die Zugrouten stören.
Gerade auch Kirchen werden häufig am Abend und in der Nacht beleuchtet. Wie sehr tragen diese zur Lichtverschmutzung bei?
Springer: Kirchen werden als hohe Gebäude natürlich in der Regel von unten nach oben beleuchtet und dadurch geht oft sehr viel Licht an den Kirchen vorbei. Das trägt zur Himmelsaufhellung bei, die Zugvögel oder Fledermäuse stört.
Was sollen Pfarren und Gemeinden tun, die ihre Kirchen beleuchten? Was können sie anders machen?
Springer: Es bräuchte eigentlich in den Gemeinden und Pfarren einfach Leute, die mal bewusst das Thema Lichtverschmutzung im Blick haben. Gerade die richtige Einstellung der Kirchenbeleuchtung könnte dabei eine Vorreiterrolle in den Gemeinden einnehmen, durch die man andere überzeugen kann, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Prinzipiell ist es so, dass Kirchen oft sehr breit angestrahlt werden von unten nach oben, und das ist halt wirklich schwierig zu lösen. Es gäbe durchaus Lösungen, bei denen man diese Gebäude gezielter bestrahlt. In Kirchschlag bei Linz wurde die Beleuchtung vor ein paar Jahren in dieser Weise umgestellt.
Das sind Lösungen, die relativ kostspielig sind.
Springer: Ja, es sind sinnvolle Lösungen, aber nicht jede Gemeinde oder Pfarre kann so ein Projekt stemmen. Es gäbe schon einfachere Maßnahmen, wie man Verbesserungen erreicht: dass man sich wieder einmal vergewissert, ob der Scheinwerfer überhaupt noch auf den Kirchturm leuchtet. Ich merke sehr oft, wenn ich unterwegs bin, dass sich die Scheinwerfer mit der Zeit verstellt haben und am Kirchturm vorbeileuchten, oder auch generell die Turmspitze zu zentral angeleuchtet wird. Das heißt, da vergeudet man sehr viel Licht.
Wie aufwendig ist es, einen verstellten Scheinwerfer zu richten?
Springer: Wenn der Scheinwerfer am Boden angebracht ist, ist es sehr einfach. Das heißt: Schweinwerfer neu ausrichten und die Schrauben festziehen. Wenn der Scheinwerfer vielleicht gegenüber auf dem Dach auf einem Gebäude angebracht ist, dann kann es natürlich sein, dass jemand raufgehen muss. Das kann einen gewissen Aufwand bedeuten. Eventuell können auch Blenden zur Einschränkung des Lichtkegels angebracht werden.
Was sind eben Positivbeispiele für reduzierte Kirchenbeleuchtungen, wo ist das – neben Kirchschlag – schon gut umgesetzt?
Springer: Die Stadtpfarrkirche in Linz wird derzeit gar nicht direkt beleuchtet. Wenn man sich das einmal bewusst anschaut, erkennt man, dass diese Kirche gerade dadurch schön zur Geltung kommt.
Im Advent beleuchten viele Menschen die Häuser und Vorgärten. Sollte man darauf auch verzichten?
Springer: Ich beobachte, dass Leute eine Freude daran haben, dieses Licht zu genießen. Das wird man ihnen wahrscheinlich jetzt nicht nehmen wollen und können. Ansetzen sollte man dafür gerade in der Sommerzeit bei den Gartenbeleuchtungen, die dauernd eingeschaltet sind. Gärten sind Rückzugsräume für Tiere und in der warmen Jahreszeit sind nachtaktive Insekten unterwegs. Also wenn man dort reduziert, aber im Advent eine Lichterkette aufhängt, ist das zumindest aus meiner Sicht ein vertretbarer Kompromiss. Das wäre auch ein Ansatz für Kirchenbeleuchtungen, dass man die Kirche gerade nur im Advent beleuchtet und das dann als etwas besonderes beachtet, und das restliche Jahr nicht. Der Winter ist weniger sensibel, weil in die Tierwelt weniger gestört wird.
Wenn es jetzt in den Städten wieder dunkler wird, wenn man das Licht reduziert, wird es dann nicht auch unsicherer?
Springer: Bei sicherheitsrelevanten Beleuchtungen der Gehwege und Straßen geht es ja vor allem darum, dass ich sie richtig ausrichte. Das macht man mit sogenannten Full-Cut-Off-Leuchten. Diese Art von Leuchten strahlt das Licht nur nach unten ab, anstatt es in die Umgebung auszustrahlen. Die Objektanstrahlungen haben mit Sicherheitsgedanken nicht wirklich was zu tun. Wenn ich das Gemeindegebäude oder die Kirche anstrahle, wird es ja deswegen am Boden nicht heller und sicherer.
Wenn ich abends vor die Türe gehe und in einen Himmel voller Sterne schauen will. Wo ist das in Oberösterreich überhaupt noch möglich?
Springer: Es gibt einerseits den Sternenpark Attersee-Traunsee, der dafür extra ausgewiesen ist. Generell im Alpenraum und im Böhmerwald ist es noch relativ dunkel. Wenn ich einfach irgendwo bin und nicht sehr weit ausfahren will, ist eine Waldlichtung – aber bitte mit Rücksicht auf die Natur – der beste Tipp, weil dort die Lichtquellen ganz gut von außen abgeschirmt sind.
Dadurch besteht die Möglichkeit, die Milchstraße zum Beispiel in mondlosen Nächten zu sehen.
Zum Bild: Lichtverschmutzung in Linz. Die Stadt führt seit Oktober 2024 eine Studie zur Lichtverschmutzung durch. Ein Ergebnis: Der Himmel über Linz leuchtet bis zu 250-mal heller als in unberührten Gegenden. Maßnahmen wie vollständig abgeschirmte Straßenbeleuchtungen sollen die Lage in den nächsten Jahren verbessern.

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>