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Dass das literarische Schaffen des Kärntners preisverdächtig ist, steht großteils außer Streit: Vom Erstling „Die Hornissen“ über die Klassiker „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ und „Publikumsbeschimpfung“ bis zur Erzählung „Wunschloses Unglück“, in welcher der aus einer Kärntner-slowenischen Familie stammende, heute 76-Jährige den Selbstmord seiner Mutter verarbeitete: zumindest dem Namen nach sind seine Werke weithin bekannt. Als junger, frecher Schriftsteller beeindruckte er durch seine Kunst des Erzählens. Dass er das Knabenseminar Marianum in Tanzenberg besuchte und sein Werk religiöse Bezüge aufweist, dürfte zur Freude über die Auszeichnung bei Altbischof Egon Kapellari und anderen Kirchenvertretern beigetragen haben. Laut dem Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück finden sich in Handkes Werken zahlreiche biblische und liturgische Anspielungen und Verfremdungen.
Kritik. In mehreren Balkanländern rief die Auszeichnung jedoch Ablehnung hervor: Handke hat im Balkankrieg eindeutig Stellung bezogen für Serbien und Milosevic. 1999 trat er wegen der Haltung des Vatikan zum Balkankrieg aus der katholischen Kirche aus und in die serbisch-orthodoxe Kirche ein. – Literatur, Politik, Religion sind bei Handke miteinander verwoben. Er bleibt der nicht in Schubladen passende Schriftsteller, der nun, stiller und älter geworden, erneut den üblichen Rahmen sprengt.
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