BRIEF_KASTEN
Was jahrtausendelang unvorstellbar schien, ist nun absehbare Wirklichkeit. Die Alpen werden vermutlich schon bald ganz ohne Gletscher in die Höhe ragen. Es gibt diese kritischen Punkte, ab denen solche Entwicklungen sehr rasch von- stattengehen und kaum mehr umkehrbar sind.
Eine Schmelze anderer Art findet statt – und der Prozess ist weit fortgeschritten. Die religiös geprägte Landschaft in weiten Teilen der nördlichen Welt ist brüchig geworden. Strukturen halten nicht mehr. Was selbstverständlich schien – Kirchenbesuch am Sonntag zum Beispiel –, ist es nur mehr für einen kleinen Teil der Menschen.
Ein Zerschmelzen alter Selbstverständlichkeiten geht vor sich. Wir stehen in der zweiten Generation dieser Entwicklung, und niemand kann sagen, wie es für die dritte sein wird.
In den Halden oben am Berg blüht es, karg zwar, aber in umso kräftigeren Farben. Aus den Ritzen versucht sich das Leben neu. Flechten besiedeln die Felsen.
Ob es nach der großen religiösen Schmelze, von der niemand recht weiß, wie man mit ihr umgehen soll, auch neues Leben geben wird? Ein Blühen sogar? Und ob dieses Versprechen Jesu hält, das im Evangelium des Matthäus als Schlusssatz steht?: Ich bin mit euch – alle Tage bis zum Ende der Welt.
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