Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
„Mein Urlaub war immer nur das Wochenbett“, „Ich bin ja nicht krank“ – solchen Aussagen musste Inge Loidl, kfb-Diözesanleiterin von 1968 bis 1992, entgegentreten, als sie und ihre Mitstreiterinnen sich für Erholungsmöglichkeiten für Frauen und Mütter engagierten. Urlaub war damals besonders für Hausfrauen und Bäurinnen nicht üblich. Inge Loidl betonte die „Wichtigkeit des Ausspannens und Auftankens für die Seele, damit die Werte in unserem Leben wieder besser zum Tragen kommen“.
Im Jahre 1975 wurde dies zum ersten Mal im Rahmen einer Mutter-Kind-Woche im dafür adaptierten Erholungshaus Bad Dachsberg umgesetzt. Allein in den ersten zehn Jahren verbrachten 22.000 Mütter, Ehepaare und Kinder Zeit in diesem Haus. 2015 wurde Bad Dachsberg geschlossen. „Die Mutter-Kind-Wochen werden seitdem an verschiedenen Standorten in Oberösterreich angeboten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer dabei sein will, muss frühzeitig buchen“, berichtet Sandra Schlager, die die Mutter-Kind-Wochen für die kfb organisiert. Seit 2009 werden auch Oma-Enkelkinder-Tage angeboten. Die Ferienwochen sind nach Alter der Kinder aufgeteilt, so wird auch eine Mutter-Kleinkind-Woche organisiert. Die Konstellationen, aus denen die Teilnehmerinnen kommen, sind vielfältig: Es gibt verheiratete und in Partnerschaft lebende Frauen genauso wie Alleinerziehende oder Patchworkfamilien.
Verändert haben sich im Lauf der Jahre die Lebensumstände der meisten Frauen. „Heute zählt zu den größten Herausforderungen von Müttern, alles unter einen Hut zu bekommen, weil der Großteil der Frauen berufstätig ist“, erzählt Sandra Schlager. Ein wichtiger Teil der Mutter-Kind-Wochen sei darum die Elternbildung. Neben Fachinputs ist dabei der Austausch untereinander entscheidend. „Die Frauen haben die Möglichkeit, ihre Meinungen zu teilen und kritisch über Erziehung und Alltagsleben mit Kindern zu reflektieren.“ Die Leiterinnen der Wochen, alle qualifizierte Elternbildnerinnen, schaffen dafür eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen den Müttern. Sie nehmen ihre eigenen Kinder auf die Ferienwoche mit und zeigen sich damit auch selbst in bestimmten Situationen verletzlich. „Manch einer Mama fällt ein Stein vom Herzen, wenn sie merkt, dass in den anderen Familien auch nicht alles perfekt wie auf Instagram ist“, freut sich Sandra Schlager über nachhaltige Erkenntnisse für den Familienalltag.
Erholsam sind die Urlaubswochen für Mütter, weil sie gut organisiert sind und sich jemand anderer um Essen und Unterkunft kümmert. Der Tag wird mit einem Morgenlob eröffnet. Am Vormittag nehmen Mütter am sogenannten „Mama-Workshop“ teil, während die Kinder in Betreuung sind. Dieser Teil ist der Elternbildung gewidmet. Nachmittags verbringen Mütter und Kinder qualitätsvolle Zeit gemeinsam. Dazu gehören gemeinsame Ausflüge, Picknicke und Naturerlebnisse. „Da passiert viel informeller Austausch zwischen den Müttern“, sagt Sandra Schlager.
Am Abend wird ein gemeinsames Abendlob gebetet. Rückblickend auf den Tag erzählen die Kinder, was ihnen besonders gefallen hat. Dabei flüstern sie der Mutter etwas ins Ohr oder öffnen sich der Runde. „Es ist beeindruckend, dass sogar zwei- bis dreijährige Kleinkinder den Mut haben, vor einer großen Runde unbekannter Menschen zu sprechen“, freut sich die pädagogische Referentin Schlager. Besonders berührende Szenen entstehen, wenn sich Mutter und Kind gegenseitig segnen, indem sie mit dem Finger ein Kreuz an die Stirn zeichnen.
Mutter-Kind-Wochen sind relativ kostengünstig, weil sie über kfb-Mitgliedsbeiträge und öffentliche Förderungen unterstützt werden. Trotzdem weiß Sandra Schlager, dass es Mütter gibt, die sich nicht einmal diese Preise leisten können. Das belegt auch eine Analyse des Momentum-Instituts auf Basis von Daten der Statistik Austria und des Instituts für Höhere Studien (IHS): Jeder fünfte Haushalt in Österreich kann sich keinen Urlaub leisten. Unter den Alleinerzieher:innen sind es 43 Prozent, die heuer zu Hause bleiben müssen.
Anmeldungen für die Mutter-Kind-Wochen ’26 sind ab Ende August möglich: www.kfb-ooe.at, Tel. 0732 7610 3444.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
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