BRIEF_KASTEN
Zugegeben: Den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder zu loben ist angesichts seines Verhaltens rund um den Ukraine-Krieg ein argumentatives Himmelfahrtskommando.
Aber er hat vor rund 20 Jahren zumindest einen Begriff geprägt, über den es sich nachzudenken lohnt: die Politik der ruhigen Hand. Gemeint war insbesondere eine Wirtschaftspolitik, die langfristig an Zielen festhält und nicht auf jede Unbill vorschnell reagiert.
Angesichts der gesellschaftspolitischen Krisen, in denen wir stecken, wäre mehr „ruhige Hand“ durchaus wünschenswert: langristiges Denken, nicht wenig durchdachte Hauruck-Aktionen. Natürlich kann man einwenden, dass es in der Teuerungs- und Energiekrise dringend Hilfe braucht. Hier tritt ein anderer Begriff hinzu: die Politik der kleinen Schritte, von der Bismarck und Angela Merkel sinngemäß gesprochen haben. Entwicklung und Erfolg zeigen sich hier nicht auf einmal und nicht sofort, sondern in der langfristigen Betrachtung. Es ist eine Politik, die zum Tragen kommt, wenn der große „Befreiungsschlag“ – wie meist – nicht möglich ist.
Die Politik der ruhigen Hand und der kleinen Schritte hat aber in einer demokratischen Öffentlichkeit eine Voraussetzung: Bei allen berechtigen Sorgen muss auf Hysterie verzichtet werden. Ruhige Hand und kleine Schritte erfordern einen kühlen Kopf.
heinz.niederleitner@kirchenzeitung.at
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