BRIEF_KASTEN
„Endlich frei!“ Alle freuen sich darauf: Angestellte auf ihren Urlaub. Schülerinnen und Schüler auf die Ferien – und die sie unterrichten wohl nicht weniger. Leben nach eigenen Vorstellungen und Plänen, tun dürfen, was man möchte und nicht muss. Für viele ist es ein schöner Traum. Leider nur, dass der Pflichtanteil im Leben einen zeitlich viel größeren Raum einnimmt als die knappe Zeit des Lebens auf eigenen Wunsch.
So treten sie ihre Reisen an mit schweren Koffern und anderem Gepäck. Manche nehmen sogar eine eigene Wohnung mit auf die Reise und kriechen damit, riesigen Schnecken gleich, über die Straßen. Jetzt ist man es selbst, in dessen Pflicht man steht. Der gepackte Koffer muss nämlich getragen werden. Und oft ist er schwer.
Das ist die Erfahrung der meisten, die einmal auf Urlaubsreise waren: Vieles, was man für alle Fälle eingepackt hat, hat man gar nicht gebraucht. Aber man mag diese Erfahrung noch so oft erleben, beim nächsten Mal wird es wohl wieder genauso sein.
Wenn es schon im Urlaub so schwer ist, wie sollte man es sonst im Leben schaffen, nämlich: auszukommen mit dem, was man wirklich braucht, um nicht unter all dem stöhnen zu müssen, was man eventuell noch brauchen könnte? Man bestellt ja auch nicht vorsorglich zwei Menüs, weil einem das jeweils andere eventuell besser schmecken könnte.
Oft ist es nicht die fremde Last, sondern das Zuviel an eigenem Gepäck, das uns zu schaffen macht. Wirkliche Freiheit – solche nämlich, die man spürt – hat auch mit Verzichten zu tun.
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