BRIEF_KASTEN
Irgendwo hat man sie notiert. Wie sollte man sich in der Welt der vielen Codes und Kennwörter sonst zurechtfinden? Niemand außer man selbst sollte sie zu Gesicht bekommen, es sei denn, man hat höchstes Vertrauen in die Person, der man sie anvertraut. Sie sind fast zur Achillesferse, zur empfindlichen Stelle geworden, an der man uns weh tun kann.
Vorne und hinten an Auto und Motorrad sind Kennzeichen vorgeschrieben. Aller Öffentlichkeit werden sie vor Augen geführt. Anhand der Kennzeichen werden Lenker und Lenkerinnen ausgeforscht. Im Regelfall kriegen sie dann unliebsame Post. Aber: Am Kennzeichen ist man erkennbar.
Kennzeichen sind ehrlicher als Kennwörter. Das Kennwort nämlich dient dem Verbergen. Nur ich allein soll es wissen. Niemand erkennt mich an meinem Kennwort, es sei denn, ein Computer oder der Bankomat.
Es ist ein bemerkenswerter Wandel, der sich da beim Thema Kennen und Kennenlernen abgespielt: Wie man sich immer mehr im Privaten schützt, und wie man sich sogar beim Kennen immer mehr mit sich selbst zufriedengeben will.
Es bräuchte wohl echte Kennwörter in unserer Zeit, solche nämlich, die man nicht verborgen hält, und die einem helfen, in Verbindung mit anderen Menschen zu treten, die das Interesse am anderen fördern. Mehr Wörter also, die man nicht für sich behält, sondern die man mit anderen teilt und tauscht, und mit denen man sich erkenntlich zeigt.
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