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Die Fassade der Linzer Priesterseminarkirche ist nicht besonders groß, dennoch ist sie in der Harrachstraße sofort zu erkennen – auch weil sie sich in ihrer barocken Pracht deutlich vom größeren, aber auch dezenteren Gebäude des Priesterseminars abhebt. Beide, Kirche und Seminargebäude, haben ihren Ursprung vor der Gründung des Priesterseminars, ja sogar vor der Gründung der Diözese Linz.
Der Salzburger Erzbischof Johann Ernst von Thun wollte zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Niederlassung des Deutschen Ordens (Kommende) gründen, eines im Heiligen Land entstandenen Ritterordens. Thuns Nachfolger als Erzbischof von Salzburg, Franz Anton von Harrach, komplettierte die Stiftung und kaufte einen Landsitz, der damals außerhalb der eigentlichen Stadt lag. Sein Bruder Johann Josef Philipp von Harrach sollte erster Komtur werden – nach der Familie der beiden ist die Harrachstraße benannt, in der das Priesterseminar beheimatet ist.
Für die Ausführung der zur Kommende gehörenden Kapelle beauftragten sie den Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt. Während der Linzer Stadtbaumeister Johann Michael Prunner den Bau ausführte (Grundsteinlegung 1718), trug das Bauamt des Salzburger Erzbischofs die Marmorarbeiten und den Dachstuhl bei.
Am 3. Juni 1725 wurde die Kirche der Deutschordenskommende geweiht – vom aus Steyr stammenden Passauer Bischof Joseph Dominikus von Lamberg, zu dessen Diözese das Land ob der Enns damals gehörte.
Die Deutschordenskommende konnte sich im 18. Jahrhundert nicht halten. Nach der Gründung der Diözese Linz 1783/85 stellte sich die Frage nach der Einrichtung eines eigenen Priesterseminars. Der zweite Diözesanbischof Joseph Anton Gall kaufte 1804 die frühere Kommende und richtete dort das Seminar ein.
Seit damals ist die Kirche in der Harrachstraße die Priesterseminarkirche. Ihr Patrozinium ist das Fest der Kreuzerhöhung. Das Hauptaltarbild von Martino Altomonte zeigt den gekreuzigten Christus mit Maria, Maria Magdalena und dem Apostel Johannes.
Im Rahmen einer Renovierung gestaltete 2015 der in Oberösterreich lebende Künstler Josef Bauer die liturgischen Orte neu: Unter der Altarplatte sind zum Beispiel die Buchstaben „UND“ zu sehen – sie weisen auf das verbindende Element der Eucharistie hin. Der Ambo, von dem aus Lesungen und Evangelium vorgetragen werden, ist vom griechischen Buchstaben X (Chi) geprägt, der für Christus steht.
Das 300-Jahr-Jubiläum der Kirche soll im Herbst in einem geeigneten Rahmen gefeiert werden, heißt es aus dem Priesterseminar. Für die Gottesdienste der Seminaristen und der Katholischen Privat-Universität gibt es neben der Priesterseminarkirche auch eine Hauskapelle. Zu den in der Priesterseminarkirche feiernden Gemeinden gehören heute die Familiaren des Deutschen Ordens: Im Jahr 2013 gründete der Orden die Komturei „An Enns und Salzach“ und ist damit wieder in Linz vertreten.
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