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„Menschen und ihre Geschichten interessieren mich grundsätzlich“, sagt die 47-jährige AHS-Lehrerin und Radiojournalistin Bernadette Spitzer. An Heiligen interessiert sie, was Menschen aus ihrem Leben machen. „Egal, wo sie anfangen, ob mit einem Besenstiel in der Hand oder mit einem Bischofsstab: Wie gehen sie mit konkreten Situationen um? Wie setzen sie sich für das große Ganze ein?“ Sie nennt Sr. Restituta Kafka als Beispiel, von der die Mithäftlinge in Gestapo-Haft später erzählten, dass sie ihnen Mut gemacht habe. „Selbst wenn man zum Sterben verurteilt ist, hat man die Wahl, wie man mit dem Sterben umgeht: verbittert oder erhobenen Hauptes“, erinnert Spitzer an Viktor Frankl.
Heilige? Wozu es Heiligsprechungen gibt, erklärt Spitzer historisch. Menschen begannen, Menschen zu verehren. Um zu verhindern, dass durch Wildwuchs falsche Botschaften vermittelt wurden, etwa die abgöttische Verehrung von Menschen, führte Rom Kriterien ein, mithilfe derer die Kirche sagen konnte: Wir sind uns ziemlich sicher, dass diese Person der Verehrung würdig ist. Im neuen Heiligenbuch sind nicht nur Heilige zu finden, sondern auch Selige und eine „ehrwürdige Dienerin Gottes“ – Mary Ward. Ob sie Lieblingsheilige habe? „Nein, ich habe mich in jede Geschichte hineinversetzt. Und wenn mir eine unsympathisch war, habe ich sie nicht ausgewählt. Da gab es auch welche.“
Von Bischofsstab bis Besenstiel. 400 S., Wiener Domverlag 2020, € 29,50.
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