BRIEF_KASTEN
Kurienkardinäle bewegen sich üblicherweise in der Sphäre der Diplomatie und der Theologie, wo feine Umgangsformen und genaues Abwägen gefragt sind.
Gegenüber dem Synodalen Weg in Deutschland packen deutschsprachige Purpurträger in Rom jedoch die verbale Keule aus: Walter Brandmüller sprach von einem „Massenabfall von Schrift und Tradition“, Gerhard Müller führte das NS-Ermächtigungsgesetz ins Treffen und Walter Kasper sah die Gefahr, dass man „der Kirche das Genick bricht“.
Der neueste in der Runde der grob argumentierenden Kurienkardinäle ist Kurt Koch: Er stellte eine Verbindung her zwischen den (aus dem Protestantismus kommenden) „Deutschen Christen“, die in der NS-Zeit „Blut und Boden“ und den „Aufstieg Hitlers“ als Offenbarung gesehen haben, und dem Synodalen Weg, der seiner Meinung nach Gefahr laufe, neue Offenbarungsquellen einzuführen.
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Kochs Entschuldigung, er habe keinen Vergleich gezogen, ist Wortklauberei: Er hat die NS-Zeit in die Diskussion eingebracht und das ist untragbar.
Und die evangelische Kirche in einen katholischen Konflikt hineinzuziehen, ist ein schwerer Fauxpas des für Ökumene zuständigen Kurienmannes. Seine Zuständigkeit ist, inner- wie außerkirchlich Einigkeit zu suchen. Doch Koch und andere römische Funktionäre bewirken mit ihren Äußerungen ohne Not das glatte Gegenteil.
heinz.niederleitner@kirchenzeitung.at
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