BRIEF_KASTEN
Zu brav wäre ihr die Kolumne, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier wöchentlich vorfinden. So meinte eine recht wohlgesonnene Leserin.Die bedrohliche Lage der Welt und die vielen Unrechts-Situationen auf ihr verlangten nach einem schärferen Stil. Man müsse die Übel deutlicher beim Namen nennen. Ein wenig radikaler also.
Über diese Kritik habe ich nachgedacht, denn sie enthält die Frage, wie wir mit Situationen und Leuten umgehen, die uns zu schaffen machen, über die wir uns ärgern, oder die uns ungerecht erscheinen.
Die „radikalsten“ Kapitel der Evangelien stellt die Bergpredigt Jesu dar. In ihrem Kern stehen die Seligpreisungen – dieser neue Maßstab, den Jesus seiner Zeit, der Kirche und der Welt überhaupt ans Herz legt – und mittendrin diese eine: „Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“
Sanftmut legt Jesus uns ans Herz – und es ist keineswegs einfach, den Weg der Sanftmut zu gehen. Mutig ist gar nicht so sehr, wer jäh und heiß seine Empörungen in die Welt hinausschreit, sondern eher, wer auch im Konflikt die Ruhe, in der Empörung die Fassung, in der Gegnerschaft den Respekt vor seinem Gegenüber behält.
Wie schön wäre es, wenn Menschen die Welt sanfter erleben könnten, und wenn sie dem sanftmütigen Weg mehr trauen würden – mit mehr Achtung, mit mehr Respekt füreinander. Vielleicht wäre dann Menschen Umkehr besser möglich – denn nicht die Verurteilung, die Umkehr ist das Ziel, so die Botschaft Jesu. Wie sollte jemand umkehren wollen, wenn ihn nur Ablehnung erwartet?
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