KOMMENTAR_
Woher die große Unzufriedenheit, die aus Zeitungsspalten, Nachrichtensendungen und Tischgesprächen beständig zu vernehmen ist? Woher diese Angst, dass einem zum Leben bald gar nichts mehr bleiben wird? Man will dir nehmen, was du so hart erarbeitet hast! So redet es populistische Politik heute vielen ein, nach dem Motto: Du weißt gar nicht, wie schlecht es dir geht.
Mir fallen die Hütten ein, an denen wir bei einer Afrika-Reise mit kirchlichen Hilfsorganisationen täglich vorbeigekommen sind: überall offene Türen! In den Dörfern und auch an den Durchzugsstraßen der Städte ist es so. Die Türen stehen offen. Haben die Leute hier nicht Angst, dass ihnen ihre Sachen gestohlen werden?
Daheim in Österreich: alles zu. Kaum jemand, der seine Behausung auch nur für kurze Zeit ohne Schlüssel verlässt. Da gibt es wohl sehr viel Angst, dass etwas wegkommen könnte. Und je wohlhabender die Behausungen aussehen, umso raffinierter deren Schließsysteme!
Die Angst, etwas zu verlieren, steigt offensichtlich mit dem Maß dessen, was man hat. Mit der Erfüllung von Lebenswünschen steigt auch die Sorge darum – und auf einmal kommen sich gerade die Wohlhabenden als die Gefährdeten vor, sie sind ja jene, die am meisten zu verlieren haben.
Die wirkliche Armut und Bedürftigkeit gerät da oft schnell aus dem Blick. In den Vordergrund schiebt sich die geizige Angst der gut Situierten mit der Sorge, es könnte ihnen etwas genommen werden. Der Platz, den die Dankbarkeit in ihren Herzen einnehmen könnte, ist von der Missgunst besetzt.
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