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„Macht hoch die Türe, die Tor macht weit ...“: Man hört den Text und fast gleichzeitig ist die Melodie im Kopf. Zu den Gefühlen ist es dann nicht mehr weit.
„Musik hilft uns ganz stark, in die Stimmung, in die Emotionalität hineinzukommen“, weiß Wolfgang Kreuzhuber. Die Erinnerungen an die eigene Kindheit sind für viele unauslöschlich mit den Advent- und Weihnachtsliedern verbunden. Heuer schon einmal „Maria durch ein Dornwald ging ...“ gesummt? Sehnsüchte, Erwartungen, Hoffnungen werden beim Singen und Zuhören geweckt, oft sind sie verschüttet und ganz zart.
Als würde in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten ein Fenster ins Innere offenstehen, so fühlt es sich für manche an. „Manchmal bricht in dieser Zeit etwas auf“, ist die Erfahrung von Kreuzhuber. Die Einladung, einen Schritt zurückzugehen und zur Ruhe zu kommen, wird von vielen angenommen.
Die Musik eröffnet dafür Räume. „Wir möchten im Mariendom einen Ruhepol schaffen. Das Motto ist ja ‚Der stillere Advent‘. Im Dom bieten wir dazu unter dem Stichwort ‚Töne und Worte – so klingt der Advent‘ ein besonderes Programm“, erzählt Kreuzhuber. Jeweils sonntags ab 17 Uhr kann man in eine adventliche Oase einkehren, tags zuvor erklingt jeweils samstags Chormusik im Mariendom.
Der Domorganist ist gebürtig aus Hohenzell und hat schon im zarten Alter von neun Jahren Andachten und liturgische Feiern musikalisch gestaltet. Die Musik hat ihn nicht mehr logelassen. Seit 1982 ist er Domorganist, die Rudigierorgel und er sind zu einer musikalischen Einheit verschmolzen, so wirkt es. Und das, obwohl er sich während des Orgelstudiums gedacht hat, dass eine neugotische Kirche für ihn sicher nicht in Frage kommt. Heute schätzt, ja liebt er den Mariendom und hat mehr als sein halbes Musikerleben darin verbracht.
Besonders beeindruckend findet er, dass auch Besucher/innen aus dem Ausland in Verzückung geraten, wenn sie die Rudigierorgel sehen und hören. „That’s great, that’s wonderful!“, tönt es da. Eine Emotionalität, die in unseren Breitengraden gelegentlich etwas verhaltener ausfällt. Die Rudigierorgel zählt jedenfalls zu den bedeutendsten Orgeln weltweit, das steht in Fachkreisen außer Frage.
Auf dem Weg zu einer internationalen Karriere ist auch Alois Mühlbacher. Der ehemalige Sängerknabe und Dombotschafter avancierte zum gefragten Countertenor und wird im Jänner nach London gehen, um an der Royal Academy Gesang zu studieren. Bereits jetzt ist er laufend im Linzer Musiktheater in der Barockoper „Rinaldo“ zu hören. Den Mariendom kennt er schon aus seiner Zeit bei den Sängerknaben.
Als er später das Abendgymnasium an der Spittelwiese absolvierte, sah er den Dom täglich. An das Glockengeläut nach der Ernennung und Bekanntgabe von Papst Franziskus kann er sich noch heute erinnern. „Seine Größe, seine Ausstrahlung, seine Wirkung sind beeindruckend“, sagt der Sänger über den Mariendom: „Hier kann man im Hall baden.“
Warum Menschen besonders im Advent für Musik empfänglich sind? „In dieser dunklen Zeit brauchen die Menschen diese Musik. Sie hilft einem, zur Ruhe zu kommen. Sie tröstet. Es ist, als wäre sie für einen selbst traurig. Wenn man sich öffnet, dann kann sie uns in einen anderen Zustand bringen. Sie spricht die Sehnsucht an.“ Eine Sehnsucht nach Friede, Trost und Erlösung, wie es auch das alte Lied „Oh, Heiland, reiß´ die Himmel auf“ ausdrückt.
Die St. Florianer Sängerknaben sind die musikalischen Botschafter Oberösterreichs. Für den Mariendom stellen sich die jungen Musiker gemeinsam mit Gästen in den Dienst der guten Sache.
Adventkonzert
„Il est né le divin enfant“: Im heurigen Advent setzen die St. Florianer Sängerknaben mit Chorleiter Markus Stumpner ihren Schwerpunkt auf französische Lieder. Gemeinsam mit dem Saxofonensemble Sax 12 unter der Leitung von Philipp Haider präsentieren sie Werke von Adolphe Adam und John Rutter sowie die „Messe Basse“ von Gabriel Fauré, die in einer neuen Art und Weise aufgeführt wird.
Das Publikum erlebt an diesem Abend unterschiedliche Klangbesetzungen: von den Solisten aus den Reihen der Sängerknaben über den Knabenchor und den Männerchor aus ehemaligen Mitgliedern des Chors bis hin zu Klaus Sonnleitner an der Orgel. Traditionellerweise stehen auch bekannte alpenländische Weihnachtslieder, die in der stillsten Zeit des Jahres natürlich nicht fehlen dürfen, auf dem Programm.
Der Reinerlös des Konzerts kommt der Renovierung und Erhaltung des Mariendoms zugute.
Termin
Mi., 7. Dezember 2022, 20 Uhr, Mariendom Linz, Leitung: Markus Stumpner, Mitwirkende: St. Florianer Sängerknaben, Sax 12, Klaus Sonnleitner, Orgel
Mit Vorteilskarte
Sie erhalten eine Ermäßigung von 10 Prozent auf den regulären Kartenpreis: einfach Vorteilskarte der Kirchenzeitung im DomCenter vorweisen oder bei telefonischer Bestellung Ihre Beziehernummer (steht auf der Vorteilskarte) bekanntgeben.
DomCenter Linz: Herrenstraße 36, 4020 Linz,
Tel.: 0732 946100, E-Mail: domcenter@dioezese-linz.at
Werde laut, helle Stimme, dass dich die Unruhigen hören, geh hervor, süßer Ton, dass die Hörenden dich loben, erhebe dich, herrlicher Klang, dass du zum Schweigen bringst den Lärm
der unseligen Welt.
Erhebt euch denn,
heilige Noten der herrlichen Musik,
heb an, heiliger Jubel des herrlichen Brautlieds.
Komm, überreicher Tropfen des ewigen Taus,
dass du feuchtest das dürre Gelände
meines inneren Menschen.
Geh durch den Sinn des gehörlosen Toren,
komm durch den Mund des sprachlosen Stummen,
komm durch den Nebel des finsteren Elends,
dass dir Lob daraus werde,
dass das unverschlossene Lied geh
durch den verschlossenen Mund,
dass ich Lob sag dem höchsten Bräutigam
und der heiligen Braut.
Gedicht zum Hohelied, Benediktinerstift Admont, 12. Jahrhundert
Teil 1: Alles ist Handarbeit: Blick in die Werkstatt
Teil 2: Zeit der Sehnsucht: Musik kann trösten
Teil 3: Verborgene Schätze aus Stein und Glas
Teil 4: "Ich suche einen Menschen"
Teil 5: Vom Geheimnis der Menschwerdung
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