KOMMENTAR_
Maria hält den Leichnam Jesu in ihren Armen. Zusammen mit den anderen Frauen und mit Josef aus Arimathäa weint sie um Jesus, ehe sie ihn ins Grab legen.
Die „Beweinung Christi“ ist ein häufiges Motiv aus der Kunst des späten Mittelalters. Schon zuvor – auf dem Weg Jesu zum Kreuz – erzählt die Bibel von der Begegnung Jesu mit Frauen, die um ihn weinten. Auf der achten Station wird diese Begegnung tausendfach in Kirchen und auf Kreuzwegen dargestellt.
Geht es nur mir so, dass sich eine stumme Traurigkeit immer stärker in die Seele nistet – als bliebe nur noch das Weinen? Man durfte zuversichtlich sein, dass die Welt friedlicher, der Respekt unter den Völkern größer würde. Doch es ist anders gekommen. Umgekehrt nahezu.
Die Welt wird hineingezogen in den Sog eines neuen Rüstens – wer weiß, ob es für den Frieden sein wird oder den Krieg? Da wird erniedrigt, besiegt, lächerlich gemacht. Statt mit Neugier und Wohlwollen begegnen Menschen einander mit Verdacht. Fast täglich hört man, wie dort und da Menschen erneut Opfer geworden sind.
All die Traurigkeiten dieser Welt kommen im Weinen um Jesus zum Ausdruck – um den nämlich, der den Armen, Hungernden und Trauernden Seligkeit zugesprochen hat, und der die Gemeinschaft hochgehalten hat – sogar mit Sündern.
Die Frauen am Kreuzweg konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. Ihr hilfloses Weinen ist zum Glaubensbekenntnis geworden. Doch da ist diese österliche Hoffnung: dass einer ist, der Tränen in Jubel verwandelt.
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