BRIEF_KASTEN
Der Mantel. Die Schuhe. Das Radio. Vieles wird heutzutage umgetauscht. Der Koffer. Die Tasche. Das Hörgerät auch. Wenn etwas nicht entspricht oder auch nur nicht gefällt, geht es retour. Die Rücknahme ist garantiert. Man geht kein Risiko ein. Ich kann die Dinge haben, wie ich sie will. Ich habe sogar ein Recht darauf.
Vielleicht sind wir schon zu lange in diese Schule der beständigen Umtauschmöglichkeiten gegangen – und haben dabei die Fähigkeit eingebüßt, Umstände so zu nehmen, wie sie sind. Die Umtausch-Mentalität hat sich auch in die zwischenmenschlichen Verhältnisse eingeschlichen. Man wechselt Gemeinschaften und Mitgliedschaften. Man muss nicht bleiben, wo und mit wem es einem nicht mehr gefällt.
Die Lebensumstände erwarten wir so, wie sie unserem Geschmack entsprechen. Wir fordern das ein. Vielleicht haben die letzten Jahrzehnte uns zu sehr verwöhnt. Im Großen und Ganzen konnte man alles so haben, wie wir es eben erwarteten. Sich auf andere, gar bescheidenere Verhältnisse einzustellen, fällt schwer.
Vielleicht würden Menschen glücklicher leben, wenn sie verstünden, Dinge – und vor allem einander – anzunehmen, ohne gleich an Umtausch zu denken. Einfach so, wie sie sind.
Viele Sachen – die wichtigsten eigentlich – gibt es nur in einem einzigen Exemplar. Mich zum Beispiel. Und dich. Und sie. Ihn auch. Überhaupt: das je eigene Leben. Umtauschen geht nicht. Es annehmen. Sich anfreunden, sogar verlieben in dieses, das wohl. Sogar, wenn es die eine oder andere Schramme hat.
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