KOMMENTAR_
Er habe sich unter Tränen entschuldigt, berichteten die Agenturen über einen taiwanesischen Kranfahrer, dessen Fahrzeug über eine Böschung gerutscht war und ein Zugunglück mit über 50 Todesopfern und 200 Verletzten ausgelöst hatte. Noch ist nicht geklärt, ob die Handbremse nicht angezogen war oder ob es einen anderen Grund dafür gab. Er kann es nicht ungeschehen machen. Seine Tränen erinnern an Petrus, der bitterlich weinte, nachdem er dreimal abgestritten hatte, mit Jesus befreundet zu sein. Eigene Fehler zu erkennen und einzugestehen, dafür gibt es eine wunderbare katholische Möglichkeit. Mit einer unbezahlbaren Zusage: Die Last der Schuld muss nicht auf dir liegenbleiben. Warum also ist es gerade in unserer Kultur so schwierig, sich zu entschuldigen? Auch in der Kirche, ob es um sexuelle Gewalt oder andere Vergehen geht, hört man selten „Tut mir leid“. Vielleicht war die Beichte schon länger in der Krise und eine Pause tut ihr gut, damit sie wiederentdeckt werden kann. In Taiwan hat übrigens der Verkehrsminister sofort seinen Rücktritt angeboten. Angela Merkel entschuldigte sich für Verwirrung rund um den Oster-Lockdown. Es wird Zeit, dass die Kunst der Entschuldigung auch in die politische Kultur hierzulande einzieht.
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