BRIEF_KASTEN
„Wer einen Fehler findet, darf ihn ruhig behalten.“ So – oder so ähnlich – wurde es einem kürzlich bei Straßenbahnfahrten auf den Bildschirmen regelmäßig vor Augen geführt. Da hat jemand der Mitfahr-Gesellschaft etwas zum Nachdenken mitgegeben.
Fehler gibt es vielerlei: Schon in der Schule hat man gelernt, dass es schwere und leichte Fehler gibt. Tippfehler und Flüchtigkeitsfehler werden gnädiger behandelt als der waschechte Rechtschreibfehler. Eine Entscheidung mit unerwünschten Folgen kann sich auch als Fehler entpuppen, und bei einem kleinen Fehler im Material – man muss schon genau hinschauen – geht die Ware etwas günstiger her. Da freut sich dann jemand sogar darüber. Und wenn satte 90 Minuten lang keinem einzigen Spieler ein Abspielfehler passiert, kann eine Partie ziemlich eintönig werden. Fehler beleben manchmal. Ein Spiel besteht geradezu darin, die andere Seite zu Fehlern zu zwingen.
Vielleicht hat der Spruch etwas anderes im Sinn: Wenn du einen Fehler findest, behalte ihn ruhig – für dich. Man muss nicht ständig andere Leute auf ihre Unvollkommenheiten aufmerksam machen. Ein großherziges Darüber-hinweg-Sehen mag zumindest in Beziehungsangelegenheiten oft förderlicher sein als ein beständiges Aufdecken derselben. Niemand begeht gerne Fehler.
Vielleicht wäre dies ein hilfreicher Kompromiss, eine Art Tauschhandel nämlich: dass man den Fehler, den man bei anderen gefunden hat, für sich behält, und dafür einen eigenen loszuwerden versucht.
BRIEF_KASTEN
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>