
Als christlichsozialer Bundeskanzler schaltete Engelbert Dollfuß das Parlament mit Polizeistaatsmethoden aus. Er handelte wie ein Diktator, indem er Pressefreiheit, Demonstrationsrecht und andere Bürgerrechte mit Notverordnungen beseitigte. 1934 wurde er bei einem Nazi-Putsch ermordet. Bald danach wurde eine Gedenktafel beim Eingang zum Linzer Mariendom angebracht. Dass sich diese Jahrzehnte später immer noch ohne Einordnung der problematischen Rolle von Engelbert Dollfuß dort fand, kritisierten im Herbst 2005 KPÖ, SPÖ und die Grünen. „Die Diözese erklärt, dass diese Inschrift 1934 bei der Errichtung der Domtüren eingeschnitzt wurde. 1938 musste sie zugehängt werden. In den 80er-Jahren wurde die Tafel, die die Inschrift verhängte, abgenommen. Als Zeitzeugnis blieb sie unverhängt. Damit sei keine politische Wertung verbunden,“ schrieb die Kirchenzeitung. Der damalige Klubobmann der SPÖ, Karl Frais, forderte ein Treffen zwischen Kirche, Parteien, Opferverbänden und Historikern. Die Angelegenheit sei deshalb heikel, weil Dollfuß nicht nur Opfer der Nationalsozialisten, sondern auch Gestalter der austrofaschistischen Diktatur war, worauf Karl Frais hinwies.
Im Jahr 2006 wurde unter der Gedenkinschrift dann tatsächlich eine Zusatztafel angebracht, die den historischen Kontext einordnet. Es heißt u. a.: „Die katholische Kirche Österreichs fühlte sich damals der von Dollfuß vertretenen politischen Kraft verbunden. Die Gedenktafel ist aus heutiger Sicht keine Zustimmung zur damaligen Politik. Nach der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft beschloss die Österreichische Bischofskonferenz, sich in Hinkunft jeder Parteipolitik zu enthalten. Die Kirche ist offen gegenüber allen demokratischen Parteien. Sie setzt sich auf der Basis der christlichen Grundwerte für eine humane und solidarische Gesellschaft ein.“

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