Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
Ob jetzt die Engel über der Krippe „Frieden“ rufen oder der römische Kaiser Augustus sich als Friedensbringer feiern lässt – Hauptsache Frieden.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Seit jeher benutzen Menschen Begriffe für ihre Zwecke.
Die römischen Kaiser sahen sich nur zu gerne als die großen Friedensherrscher. Aber der „römische Frieden“ ist ein Friede durch Unterwerfung. Die Sklaven bleiben Sklaven, noch mehr Sklaven werden geschaffen auf den Eroberungszügen zur „Befriedung der Wilden“. Die Armen bleiben arm, die Gebeugten gebeugt. Die Steuern gnadenlos eingetrieben, damit Rom glänzen kann. Jeder hat seine Nummer. Das soll Friede sein?
Der biblische Frieden – Shalom – sieht anders aus. „Shalom“ ist eine Ordnung, in der alles Leben gedeihen kann. Shalom beginnt in meinem Herzen, mit meiner Umkehr, meinem Hinhören. Wahrer Friede zeigt sich daran, wie es jenen geht, die wenig haben, die leiden, die krank sind. Hören wir einander? Shalom geht noch weiter. Der gesamte Kosmos – Mensch, Tier und Umwelt – sind in Harmonie. Alles ist eingebettet in den lebendigen Bund mit Gott.
Am 1. Jänner 2017 mahnte Papst Franziskus Gewaltfreiheit als Grundlage echten Friedens ein. Dabei verwies er auf Vorbilder aus den Religionen: Mahatma Gandhi, Abdul Ghaffar Khan, Martin Luther King, die liberianischen Friedensaktivistinnen um Leymah Gbowee. Alle Religionen tragen in sich die Option für Gewaltfreiheit, insbesondere ihre mystischen Traditionen. Erst ein ruhiges Herz bahnt den Weg zum Frieden, führt zur Umkehr.
Aber der römische Kaiser kehrt nicht um, er verschärft die Ungleichheit und die Spaltung zwischen den Menschen. Nicht er hört auf Gott, sondern er macht sich selbst zu Gott. Die „Pax Romana“ ist eine Schein-Befriedung durch Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung. Das Motto: Ich zeige euch Barbaren, wo es langgeht!
Der Friedensfürst, der in Bethlehem geboren wird, unterjocht nicht. Er stiftet Frieden mit seinem Leben, seinem eigenen Blut – nicht dem Leben, dem Blut anderer. In seinem Leben wird sichtbar, woran wir arbeiten sollen und worauf wir hoffen dürfen.
Daher glaube ich, die Engel über der Krippe singen nicht „Pax“, sondern „Shalom“!

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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