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Bei der Pressekonferenz über die Auflösung des Stifts Engelszell ließ eine Bemerkung von Abt Samuel Lauras über die Gründe des Niedergangs aufhorchen. Der Obere des blühenden Trappistenklosters von Nový Dvůr in Tschechien ist für die Aufhebung des Stifts verantwortlich.
Als er sich mit dem Kloster zu beschäftigen begann, war er erschrocken, wie er merkte, wie attraktiv Engelszell für Touristen ist. Er meinte damit vermutlich die vielen Radfahrer:innen, die Halt machen, den gut frequentierten Klosterladen mit Gastronomie und die Kulturveranstaltungen in der Klosterkirche.
So schön es ist, dass dieser christliche Ort Menschen anzieht, entsteht dabei doch unweigerlich eine Unruhe, die der Berufung von Trappisten widerspricht: Gebet, Handarbeit und ein Leben in Stille und Schweigen ist deren unverrückbares Charisma.
Daher empfängt Lauras‘ Kloster keine Besucher:innen, die etwa Interesse an der Klosterkirche des Stararchitekten John Pawson haben. Wer beten und sich zurückziehen will, ist sehr willkommen, sonst bitte nicht.
Abt Samuel ist fest überzeugt, dass der Tourismus das Leben der Mönche von Engelszell destabilisiert hat.
Wie man Menschen heute die Bedeutung der Stille für Trappisten erklären kann? Abt Samuel zitiert einen Mönch des ebenfalls „schweigenden“ Kartäuserordens, der sagt: „Wer es nicht schafft, mein Schweigen zu verstehen, wird auch meine Worte nicht verstehen.“
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