Unterricht in einem dunklen, feuchten Keller, kein Strom, geschweige denn Toiletten oder Waschbecken: Der Zustand der Gehörlosenschule in Matadi, einer Stadt im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo, war dramatisch. Die Dunkelheit erschwerte den gehörlosen Kindern das Lernen, noch dazu waren die Lehrkräfte nicht ausreichend in Gebärdensprache ausgebildet.
Diese Umstände gehören mittlerweile der Vergangenheit an, denn durch die Unterstützung der Caritas OÖ konnte für die Schule mit dem Namen „Espérance“ (Hoffnung) in den letzten Jahren vieles verbessert werden, wie der Caritas-Projektkoordinator Charles Matondo erzählt: „Unter anderem wurde 2020 ein neues Schulgebäude eröffnet, in dem heute 164 hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. Außerdem erhalten die Lehrer:innen eine Ausbildung in kongolesischer Gebärdensprache und Sonderpädagogik.“ Nicht zuletzt finanziert die Caritas auch die Ausstattung, Schul- und Unterrichtsmaterialien sowie das Essen in der Schulausspeisung. Letztere ist im kongolesischen Schulsystem im Allgemeinen nicht vorgesehen. „Das Problem ist, dass im Kongo mehr als 60 Prozent der Bevölkerung in Armut leben, auch viele Eltern der Kinder in der Gehörlosenschule sind betroffen. Oft kommen die Schüler:innen ohne Frühstück zum Unterricht, auch Mittagessen haben sie keines dabei“, sagt Charles Matondo.
Es könne auch sein, dass ein Kind gar nicht in die Schule kommt, weil der Weg lang ist und die Eltern sich den Transport zur Schule nicht leisten können. Neben dem Angebot in der Schulausspeisung hat die Caritas OÖ deshalb gemeinsam mit der Caritas Matadi einkommensschaffende Aktivitäten gestartet, um die Familien zu unterstützen. Eine Farm wurde errichtet, auf der Ziegen, Enten und Schweine leben. Die Eltern erhalten die Tiere, um selbst eine kleine Farm aufzubauen und sich etwa durch den Verkauf der Tiere das Schulgeld, den Transport zur Schule, die medizinische Versorgung etc. leisten zu können.
Dass Kinder oder Jugendliche mit Behinderungen in die Schule gehen bzw. eine Ausbildung machen können, ist in vielen Teilen Afrikas nicht selbstverständlich, erklärt Charles Matondo: „Menschen mit Behinderungen erfahren oft wenig gesellschaftliche Anerkennung, sie werden nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen. Oft werden sie aus Scham und Unwissenheit von ihren Familien versteckt oder sogar verstoßen.“ Weniger als zehn Prozent der betroffenen Kinder im Kongo werden medizinisch oder therapeutisch versorgt und nur fünf bis acht Prozent besuchen überhaupt eine Schule. Vielen Kindern ermöglicht der Besuch der Schule in Matadi daher zum ersten Mal eine Chance auf Bildung und ein selbstbestimmtes Leben. Die Kinder durchlaufen die Vorschule, die Grundschule und schließlich die Sekundarstufe mit der Möglichkeit, sich zu Schneider:innen, Informatiker:innen oder im kaufmännischen Bereich ausbilden zu lassen.
Zu den Fächern, die an der Schule gelehrt werden, gehören Französisch, Englisch, Mathematik, Physik, Chemie, Elektrik, Biologie und auch Lingala, eine der vier Nationalsprachen des Kongo. Der Unterricht erfolgt in kongolesischer Gebärdensprache.
Ein wesentlicher Aspekt bei dem Schulprojekt ist neben dem Unterricht und dem Zugang zu einer Mahlzeit die medizinische Versorgung der Kinder. Diese erfolgt in der im November 2022 an der Schule errichteten Gesundheitsstation. „Da manchmal die Eltern eines Kindes mit Beeinträchtigung nicht ausreichend kommunizieren können, fallen gesundheitliche Mängel oft gar nicht so auf“, sagt Charles Matondo. Im Gesundheitszentrum gibt es Krankenpflegerinnen, die die Gebärdensprache beherrschen, und auch für die Eltern werden immer wieder Kurse für Gebärdensprache organisiert, sodass die Kinder besser untersucht werden können. Zu den häufigsten Krankheiten zählen Malaria, Harnwegsinfekte, entzündete Ohren, Typhus sowie Würmer und Parasiten im Verdauungstrakt.
Ein ähnliches zweites Projekt unterstützt die Caritas OÖ seit 2024, das Internat der Gehörlosenschule „Bo-ta-tuba“ („Sie werden sprechen“) zur Rehabilitation und Berufsausbildung gehörloser Kinder in Kikwit. Das Internat sowie die Vor- und Grundschule betreiben die Schwestern vom heiligen Josef von Cuneo. Derzeit leben 25 Kinder im Internat. Die meisten sind von ihren Eltern aus Dörfern hergebracht worden, die mehr als 100 Kilometer entfernt liegen.
Da die Eltern in ihre Dörfer zurückkehrten und die Kontaktaufnahme aufgrund fehlender Daten schwierig ist, sei das Internat so etwas wie ein Waisenhaus geworden, sagt Charles Matondo. Das Ziel der Caritas OÖ ist es, die Ernährungs- und Gesundheitsversorgung der Kinder und Jugendlichen im Internat zu verbessern, und zwar durch die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und der Übernahme der Kosten für medizinische Betreuung.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Caritas OÖ, die für das Projekt Spenden sammelt. Infos: www.caritas-ooe.at
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