Als die Verlagsassistentin Mirsada im Mai 1992 aus Sarajewo wegging, nahm sie nur einen einzigen Koffer mit. Sie hoffte auf ein baldiges Ende des Krieges. Sie war schwanger, als sie die Stadt verließ. Ihr Mann Muris wollte, dass sie sich und die damals acht Jahre alte Tochter in Sicherheit bringt. In Oberösterreich, wo auch das Baby zur Welt kommen sollte, fanden sie eine neue Heimat.
Muris blieb aber in Sarajevo, wo er sein Geschäft aufgab und Feuerwehrmann wurde. „In den schlimmsten Tagen des Krieges war er rund um die Uhr im Einsatz. In Fahrzeugen mit zerschossenen Fensterscheiben brauste er von Brand zu Brand, versuchte Menschenleben zu retten und Gebäude zu löschen“, schrieb die Kirchenzeitung. Damals waren insgesamt 350 Feuerwehrmänner in ganz Sarajevo im Einsatz. Für rund 40 Kameraden war Muris als Kommandant für die Altstadt verantwortlich. Im Sommer 1994 kam er für zwei Monate nach Oberösterreich, wo es zum Wiedersehen mit seiner Familie kam. „Aufgeregt nahm der Vater sein zweijähriges Töchterchen in die Hand, das er noch nie gesehen hatte“, berichtete die Kirchenzeitung.
Weitere kleine Höhepunkte des Aufenthalts in Oberösterreich waren für Muris der Besuch in der Landeswarnzentrale der Feuerwehr in Linz und der Empfang bei der Firma Rosenbauer in Leonding, deren Feuerwehrfahrzeuge auch in Sarajevo verwendet wurden.
Danach sollte es für Muris bald wieder zurückgehen. Ob er nicht doch lieber bleiben möchte, fragte ihn die Kirchenzeitung: „Nein. Mein Platz ist in Sarajevo. Ich bin für meine Feuerwehrgruppe verantwortlich und dafür, dass wir weiter den Menschen unserer Stadt helfen. Wenn doch der Krieg bald zu Ende wäre! Wir einfachen Leute verstehen nicht, warum man sich derart bekämpft.“
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