BRIEF_KASTEN
„Schwestern und Brüder!“ So beiläufig klingt diese Anrede in Gottesdiensten wie das „Meine Damen und Herren“ am Beginn einer Rede. Doch allein schon in diesem schlichten Gruß liegt die Kraft des Christentums: Wie Schwestern und Brüder sollen Menschen zueinander stehen. Geschwisterlichkeit – das ist die biblische Umgangsform unter Menschen.
Es ist erschütternd, wie gerade diese Kostbarkeit des Glaubens heute mit Füßen getreten wird. Da werden ganz offen Leute anderer Gesinnung – überhaupt: Kritiker – einfach als Feinde hingestellt. Es wird wieder aussortiert. Wer nicht Freund ist, ist Feind!
Und „Feinde“ werden „eliminiert“, wie es dann in den „Erfolgsmeldungen“ heißt. Man schaltet sie aus, wie man das Licht ausknipst. Ein Aufblitzen, und das Boot mit angeblichen Drogenkurieren ist versenkt. Ein Donner, und Hochhäuser stürzen unter den Bomben in sich zusammen. Es gilt ja den Feinden! Fast täglich wird die neue Brutalität vor Augen geführt. Wird da versucht, uns daran zu gewöhnen?
Wie anders die christliche Botschaft! Wie Schwestern und Brüder sollen Menschen einander begegnen und selbst dem Feind Achtung entgegenbringen. Es ist die Menschlichkeit, die heute unter die Räder kommt.
In einer noch vor Kurzem nicht für möglich gehaltenen Kaltschnäuzigkeit wird über das Schicksal von Menschen entschieden. Und wie traurig: Immer mehr Leute sagen, das sei ganz in Ordnung. Die Frage, die Gott gleich nach dem „Sündenfall“ dem Menschen stellt, bleibt ohne Antwort: Wo bist du?
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