BRIEF_KASTEN
Zum Kommentar in Ausgabe Nr. 36 und zur folgenden Leserbriefdiskussion:
Zunächst finde ich es traurig, wenn wir als Christen in Leserbriefen bei einem interessanten Thema mit gehässigen Untertönen argumentieren. Unsere Kirchenzeitung ist kein „kleines Kirchenblatt“, weil einige Leser dem Chefredakteur nicht zustimmen können. Das eigentliche Thema ist ja die seit Jahrhunderten praktizierte Heiligsprechung namentlich genannter Christen durch die Päpste. Sie ist in der Bibel, der Urkunde des Christentums, so jedenfalls nicht belegt. „Heilige“ haben dort eine ganz andere Bedeutung als in der Kirchengeschichte. In der Bibel werden alle Getauften („die von Gott geliebt sind“, z. B. Röm 1,7) von Paulus in seinen Briefen als Heilige angesprochen. Trotzdem weist er sie wegen ihrer Fehler zurecht. [...]
Die Kirchenführung hat später wohl aus pastoralen Gründen eine große Zahl von Christen namentlich „auf den Altar“ gehoben, um sie als Beispiele hervorzuheben oder auch als Nothelfer für besondere Dienste zu empfehlen. Das mag sinnvoll sein. Die Bibel braucht es nicht. [...]
Wichtig erscheint mir, das Wort „heilig“ dort zu lassen, wo es hingehört: zu Gott allein. „Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr; heilig, heilig, heilig, heilig ist nur Er“ singen wir im Gloria der heiligen Messe und wir beten: „Nur Du allein bist der Heilige: Jesus Christus“.
Dipl.-Ing. Hildebrand Harand, Wilhering
Zu „Lachen und Glauben“ in Ausgabe Nr. 37:
Es ist großartig, wie die Pfarre Linz-Heilige Familie die Taufwerber:innen aus dem Iran unterstützt hat. Schön, dass Maryam, Zhara und Masoud Patinnen und Paten gefunden haben, die ihnen geholfen haben, eine religiöse Heimat zu finden, und die sie im Alltag begleiten. Aufgrund der Erfahrungen der Flüchtlinge im Iran ist es absolut verständlich, dass ihr Bild vom Islam negativ geprägt ist.
Was mir im Artikel von Josef Wallner jedoch gefehlt hat, ist Kontextualisierung: Der Text suggeriert (vielleicht unbeabsichtigt?), dass das Christentum ausschließlich durch Barmherzigkeit und Freude gekennzeichnet sei, während der Islam Unterdrückung und Unmenschlichkeit bedeute. Dabei spielt Barmherzigkeit eine zentrale Rolle im Koran und ist die meistgenannte göttliche Eigenschaft in den islamischen Quellen. In der Regel ist nicht Religion an und für sich bzw. eine bestimmte Glaubensrichtung das Problem, sondern die unheilvolle Verbindung von Religion mit autoritärer Herrschaft. Dass viele Menschen im Nahen Osten unter einer repressiven Interpretation des Islam leiden, sei unbestritten. Aber wir Katholik:innen müssen vorsichtig sein, religiös legitimierten Machtmissbrauch nur bei anderen zu sehen. Man kann zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit anführen, wo die katholische Kirche verbrecherische Regime unterstützt oder Intoleranz und Ausgrenzung geschürt hat. Und auch heute gibt es nicht wenige Christ:innen, die mit autoritären politischen Strömungen liebäugeln. Bei diesem Thema braucht es eine sensible Sprache, um nicht Vorurteile und Schwarz-Weiß-Denken zu fördern.
Angela Lettner, Innerschwand am Mondsee
Zum Titel der Sonntagsseite in Ausgabe Nr. 37:
Die kirchliche Praxis, „richten“ in „retten“ umzusetzen, erscheint mir doch etwas fragwürdig. Aus „richten“ ließen sich leichter „aufrichten“, „einrichten“, herrichten“, „berichten“ ableiten.
Helga Herzog, per E-Mail
BRIEF_KASTEN
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>