Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
„Michaela, jetzt wirklich. Theologie studieren?“, der Direktor will mich noch auf den rechten Weg bringen. „Das bringt doch nichts. Naturwissenschaften, Technik, da kannst du richtig Geld verdienen. Vergeude dein Talent nicht!“ Vielleicht hätte ich mir das Theologiestudium sparen können und gleich auf Technik setzen sollen. Denn im Silicon-Valley boomt nun „Theologie“. Die Organisation „Acts 17“ will „Tech-Leader“ zu Jesus führen. Aber zu welchem Jesus und mit welcher Theologie? Kann eigentlich jeder „Theologie“ machen?
Jeder Mensch hat eine Art Theologie. Das heißt, eine Vorstellung von Gott, die sich im Lauf des Lebens verändert. Sie wächst in der Begegnung mit anderen Menschen, im Gebet, im Nachdenken. Hier kommen Kirche und Universität ins Spiel. Thomas von Aquin nennt dies das „doppelte Lehramt“. Kirche und Universitäten sollen zusammenarbeiten, um tiefer zu verstehen, wie Gott, Mensch und Welt in Beziehung stehen. Die hier entstehende Theologie ist ein gemeinsames, demütiges Suchen nach Wahrheit und einem Leben in Fülle für alle.
Was begegnet uns bei Thiel, Musk und Co.? Maren Behrensen nennt es „Vibe-Theology“. Extrem reiche, sich als Genies verstehende Menschen treten mit intellektueller Überheblichkeit auf und behaupten, Gott besser zu kennen als Gott sich selbst. „Vibe theology ist kalifornische Ideologie für extrem rechte Spiritualität“, so Behrensen. Von demütiger Suche nach Wahrheit und Leben für alle keine Spur. Gott, Papst und Kirche braucht man nur, wenn sie der eigenen Ideologie folgen. Geld vor Gott. Reichtum legitimiert alles. Und wenn dieses Geld mit Technologie gemacht wurde, umso mehr Autorität, auch in göttlicher Angelegenheit.
Jeder hat eine Theologie, aber nicht jeder macht gute Theologie. Die Vibe-Theology der Techno-Szene verachtet alle, die als „nichtsnützig“, „dumm“, „arm“ beurteilt werden. Mag auch noch so viel „Jesus“ und „Antichrist“ gepredigt werden, es ist schlechte Theologie. Gott interessiert hier nur, wenn er dem eigenen Projekt der Weltherrschaft dient oder eine Lücke füllen kann. Gute Theologie bringt etwas. Kein Vermögen, aber die Hoffnung auf ein Leben in Fülle für alle. Deswegen müssen sich Kirche und Universitäten mit den Absurditäten, Irrwegen und der grenzenlosen Überheblichkeit der „Vibe Theologen“ auseinandersetzen. Im Dienst an Gott und Mensch.

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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