Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Grund zum Feiern hat dieser Tage die Kirchenzeitung der Diözese Linz: Seit 80 Jahren steht sie für qualitätvolle Berichterstattung, die weit über kirchliche Themen hinausgeht. Am 28. Oktober 1945 erschien mit Genehmigung der US-amerikanischen Besatzungsmacht die erste Ausgabe des damaligen „Linzer Kirchenblatts“, das seit 1973 „Kirchenzeitung“ heißt. Gründungs-Herausgeber war Prälat Franz Vieböck. In den vergangenen 80 Jahren entwickelte sich das Medium von einer „Pressekanzel“ (wie es in der ersten Ausgabe noch hieß) zu einer modernen, gesellschaftlich engagierten Wochenzeitung. Themen aus den Bereichen Glaube und Lebensgestaltung sowie kirchliche Ereignisse stehen heute neben der Berichterstattung über Kultur sowie Sozial- und Gesellschaftspolitik, die jeweils eigenständige Ressorts darstellen.
Der Blick über den eigenen Tellerrand ist der Kirchenzeitung bis heute wichtig, was sich unter anderem in der Berichterstattung über Weltpolitik, Mission und Entwicklungshilfe zeigt. Besonderen Wert legt die Redaktion auch auf ihr Selbstverständnis als „runder Tisch“, auf dem unterschiedliche Meinungen diskutiert werden. Gehörte die Kirchenzeitung einst zu den Pionieren beim Umstieg auf die Zeitungproduktion am Computer, so sind seit vielen Jahren auch die Website www.kirchenzeitung.at, E-Paper und Social-Media-Auftritt selbstverständlich. Ein modernes Redaktionsstatut sichert das unabhängige Arbeiten der Redaktion.
Heute hat die Kirchenzeitung eine verbreitete Auflage von 23.549 Exemplaren (laut ÖAK 1.Hj 2025). Die Untersuchung der Leserreichweite CawiPrint ergab 2024 eine Zahl von 58.000 Leser:innen pro Ausgabe.
Zum 80-Jahr-Jubiläum der Kirchenzeitung wurde ein festlicher Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom gefeiert. Gekommen waren ehemalige und aktuelle Mitglieder der „Kirchenzeitungs-Familie“, Partner:innen der Kirchenzeitung, Leser:innen und Wegbegleiter:innen. Mit dem Bischof feierten u. a. Kirchenzeitungs-Herausgeber Dompropst Wilhelm Vieböck und der Leiter des diözesanen Bereichs Verkündigung und Kommunikation Michael Münzner. Die musikalische Gestaltung übernahmen der frühere Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und das Vocalensemble „Voices“.
In seiner Predigt würdigte Bischof Manfred Scheuer die Kirchenzeitung als Konstante in einer schnelllebigen, sich rasant verändernden Medienwelt. Ihre Gründung im Jahr 1945 sei unter dem Aspekt des Aufbruchs erfolgt, wie Scheuer erinnerte: „Die Kirchenzeitungen sind als wesentliches Element des kirchlichen Wiederaufbaus verstanden worden.“
In den darauffolgenden Jahrzehnten habe es eine Weiterentwicklung gemäß den Grundlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils gegeben. „Medien unter kirchlicher Herausgeberschaft, wie die Kirchenzeitung, können nicht nur als Instrument zur Verbreitung eigener Einsichten und kirchlicher Positionen verstanden werden, sondern bieten vor allem die Chancen, öffentliche Debatten und gesellschaftliche Entwicklungen wahrzunehmen und diese auch als Impulse für Kirche und Theologie wirksam werden zu lassen. Die Kirchenzeitung hat eine gesellschaftliche Funktion, weil ihr – so wie anderen Medien auch – eine Prägekraft für öffentliche Debatten innewohnt“, so Scheuer.
Darüber hinaus attestierte der Bischof der Kirchenzeitung ein Potenzial zur Sinnstiftung: „Information kann nicht von lebendiger Beziehung getrennt werden: Sie verlangt, nicht nur Daten, sondern auch Erfahrungen miteinander in Beziehung zu setzen; sie erfordert das Gesicht, den Blick, das Mitgefühl und den Austausch“, zitierte Scheuer den bereits verstorbenen Papst Franziskus.
Der Bischof erinnerte an das Selbstverständnis der Kirchenzeitung, das der langjährige Chefredakteur Matthäus Fellinger formuliert habe: Die Kirchenzeitung erzähle „Geschichten von Himmel und Erde – es sind Glaubens-, Hoffnungs- und Liebesgeschichten“. So werde die Blattlinie von den Grundimpulsen der Heiligen Schrift geprägt (Glaube). Die Sorge um Gerechtigkeit, den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung bildeten Kerninhalte der Kirchenzeitung (Hoffnung). Und nicht zuletzt gehe es um Liebesgeschichten, denn, so Bischof Scheuer in Fellingers Worten: „Sich geliebt zu wissen ist das wichtigste Nahrungsmittel des Menschen. Es baut auf. Die Kirchenzeitung erzählt solche Liebesgeschichten.“ Bischof Manfred Scheuer dankte allen, die die Kirchenzeitung mitgestaltet, mitgeprägt, gelesen und mitdiskutiert haben: „Sie haben Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsgeschichten in das Leben vieler Menschen gebracht.“
Die Fürbitten nahmen auf den Redaktionsalltag Bezug. Symbole wie eine belichtete Druckerplatte, eine Kopie der ersten Ausgabe oder ein Zeitungshalter verdeutlichten, worum die Redaktion der Kirchenzeitung bittet: um Kraft und Freude für ihre Arbeit, um die richtigen Worte und dass es weiterhin gelingen möge, Ermutigung zu den Leser:innen zu bringen.
Landeshauptmann Thomas Stelzer würdigte die Kirchenzeitung in seinem Grußwort und dankte dem Team für seine engagierte Arbeit: „Die Kirchenzeitung ist für viele Menschen in Oberösterreich seit Jahrzehnten eine treue Begleiterin – sie informiert, inspiriert und lädt zum Lesen ein. Gerade in einer Zeit, in der sich unsere Welt so schnell verändert, schafft sie Raum für Orientierung, Werte und Gemeinschaft. Ich gratuliere zum 80. Geburtstag und danke allen, die mit großem Engagement dafür sorgen, dass diese wichtige Stimme unserer Kirche und Gesellschaft weiterklingt.“
Am Ende des Gottesdienstes dankte Chefredakteur Heinz Niederleitner allen Mitfeiernden und lud zur Begegnung bei Speis, Trank und Musik auf dem Domplatz ein.
Bereichsleiter Michael Münzner, Chefredakteur Heinz Niederleitner, Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, Geschäftsführer Reinhold Hofstetter
Kabarettabend und Sonderausgabe zum Jubiläum
Zu den Feiern aus Anlass des Jubiläums gehört auch ein Kabarettabend mit Ernst Aigner und Günther Lainer sowie eine Sonderausgabe der Kirchenzeitung in Kalenderwoche 43.
Weitere Informationen finden Sie auf: www.kirchenzeitung.at/80
Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
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