BRIEF_KASTEN
Österreichs Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal 2024 zum fünften Mal in Folge gesunken, um 0,6 Prozent im Jahresabstand. Schon im Radio-Morgenjournal wurde man kürzlich mit dieser „schlechten“ Nachricht begrüßt.
Muss man sich also Sorgen machen? Oder: Ist man gar geistig krank, wenn man eine Nachricht dieser Art erfreulich findet? Wo soll das denn hinführen, wenn in allen Kontinenten die Wirtschaftsleistung beständig wächst, also immer mehr erzeugt wird? Und wenn immer mehr Übriggebliebenes entsorgt werden muss?
Wachstum ist notwendig. So wurde es einem seitens der Wirtschaft und Politik beständig vorgebetet. Amen, sagen viele, und folgen dieser Predigt. Dabei versteht doch schon ein Kind, dass man aus einem Topf nicht mehr herausschöpfen kann, als drinnen ist. Die Erde aber wird immer noch als ein Wundertopf betrachtet, aus dem man unendlich lange schöpfen kann.
Gute Nachricht heute! So wünschte ich es mir, dass man eines Tages am Morgen begrüßt wird: Österreichs Wirtschaft ist in diesem Jahr mit weniger ausgekommen. Es musste viel weniger entsorgt werden, weil die Leute ihre Sachen länger benutzen. Es musste nicht so viel gearbeitet werden, aber die Arbeitslosigkeit ist nicht gestiegen, weil die Arbeit besser verteilt ist.
Und es ist nicht so viel Geld in Grundstücke und Immobilien als Kapitalanlage gewandert. Junge Leute finden deshalb wieder leichter eine Bleibe. Man kauft, was man braucht, und nicht, was man sich leisten könnte.
Für solch gute Nachrichten wäre Wachstum gefragt: für mehr Gerechtigkeit und Bescheidenheit.
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