KOMMENTAR_
Viel war in der letzten Zeit von Versäumnissen und der Notwendigkeit einer militärischen Aufrüstung zu hören. Man muss kein Militarist sein, um angesichts der aktuellen Weltlage Verständnis für solche Überlegungen aufzubringen.
Kein Verständnis habe ich allerdings dafür, dass von der jahrzehntelangen Vernachlässigung der Friedenspolitik kaum die Rede ist. Dahinter steht nämlich die irrige Auffassung, dass zwar militärische Verteidigung Geld, Anstrengung und Taten erfordert, aber umgekehrt Friedenspolitik ganz einfach die billige und bequeme Unterlassung solcher Taten sei.
Mit einer Darstellung der Versäumnisse in der Friedenspolitik könnte man Bände füllen. Ich möchte mich hier mit einem einfachen, aber aussagekräftigen Beispiel aus dem Schulbereich begnügen: Jahrelang gab der Reclam-Verlag (manchen wird er aus der Schulzeit noch bekannt sein) in der Reihe „Arbeitstexte für den Unterricht“ den Band „Frieden – Friedensstrategien“ (mit 64 Seiten) heraus, bis er auf einmal aus dem Programm genommen wurde. Mittlerweile ist in derselben Reihe der Band „Krieg“ (mit 198 Seiten) zu finden. Passend dazu lautet heute die Devise: Nur eine massive Aufrüstung kann uns den Frieden sichern. – Ist das so?
Militärische Aufrüstung (beispielhaftes Stichwort „Sky Shield“), die tatsächlich und ausschließlich der Verteidigung dienen soll, wird nur dann glaubwürdig und zielführend sein, wenn sie an eine ernsthafte, aktive Friedenspolitik gekoppelt ist. Für diese Glaubwürdigkeit braucht es aber ein Höchstmaß an Aufrichtigkeit uns selbst und den anderen gegenüber, einen kühlen Kopf sowie ein mutiges und wohlwollendes Herz. Bleibt die Frage: Sind wir dafür „gerüstet“?
Wolf-Dieter Krall,
Linz
In der ersten Folge der neuen Fastenserie schreibt der Autor Arnold Mettnitzer in berührender Weise über den Wert von Beziehungen zu älteren Menschen und welcher Schatz Großeltern sein können.
Was kommt uns – elffache Urgroßeltern mit 92 Jahren – da in den Sinn?
Erinnert sich heute noch jemand, wie vielen hunderttausenden Kindern im 20. Jahrhundert durch die Kriegstreiber der zwei Weltkriege Väter und Großväter genommen wurden?
Auch unsere fünf Kinder (heute selbst Großeltern) mussten leider ohne diesen „Schatz an Weisheit, Erfahrung und Gelassenheit“ groß werden. Mein Vater ist 1942 mit 34 Jahren in Russland gefallen. Der Vater meines Mannes verstarb früh an den Folgen der gesundheitlichen Schäden, die er als 24-Jähriger im Ersten Weltkrieg bei den Kämpfen in den Bergen Norditaliens erlitt. Den „Heldentod sterben“ mussten auch zwei meiner Onkel mit 26 bzw. 28 Jahren bei Stalingrad und ein Bruder meines Mannes noch 1945 in Schlesien mit 21 Jahren! Und da wollen jetzt Irrsinnige in Europa zur „Sicherung von Frieden und Wohlstand eine Aufrüstung aller Länder für 800 Milliarden Euro! Dafür erlaubt die Finanzchefin in Brüssel sogar noch mehr Schulden – das heißt jetzt „Sondervermögen“ – zu machen. Wie viele Opfer an Menschenleben und sogenannte Kollateralschäden ein möglicher Ernstfall bedeuten würde, ignorieren die Mächtigen, die ja nie selbst den Kopf hinhalten. Die Bevölkerung verliert immer, Kriegsgewinner sind stets nur ein paar sowieso schon Superreiche. Friede sei mit uns allen!
Rosa Maria Platzer,
Kirchdorf an der Krems
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