Wort zum Sonntag
Die Kirchenzeitung berichtet ausführlich in der nächsten Printausgabe.
Hier finden Sie Blogbeiträge von Josef Wallner, der die Reise begleitet.
Unter Leitung von Bischof Manfred Scheuer und dem Obmann von Pro Oriente Sektion Linz, Altlandeshauptmann Josef Pühringer besucht eine Pro Oriente Delegation Istanbul und die Kleinstadt Nicäa, das heutige Iznik. Anlass der Reise ist das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa.
Im Jahr 325 formulierten die in Nicäa versammelten Bischöfe ein Glaubensbekenntnis, zu dem sich die gesamte Christenheit bekennt . Beim dem nachfolgenden Konzil von Konstantinopel wurde das Credo von Nicäa erweitert. Diese endgültige Fassung wird traditionell als das „Große Glaubensbekenntnis“ bezeichnet – zur Unterscheidung vom wesentlich kürzeren Apostolischen Glaubensbekenntnis, das bei den Sonntaggottesdiensten gebetet wird.
Die Pro Oriente Delegation in Nicäa. Foto: Kiz/JW.
Die Pro Oriente Gruppe – zur Gruppe gehören 19 Personen - hat am 24. April das rund drei Fahrtstunden von Istanbul entfernte Iznik – Nicäa besucht. In der heutigen Kleinstadt Iznik fand in der Sommerresidenz des Kaiser Konstantin das Konzil statt, zu dem erstmals alle rund 1.800 Bischöfe des gesamten römischen eingeladen wurden. An die 300 Bischöfe – die genau Zahl ist nicht bekannt - haben schließlich teilgenommen und jene Beschreibung Jesu Christi verfasst und für verbindlich erklärt, die bis heute unverändert zum Kern des christlichen Glaubens gehört: „Jesus Christus ist Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, (…) eines Wesens mit dem Vater.“
Am Ufer des Sees von Nicäa: wo sich Grundmauern befinden, die zum Kaiserpalast, dem Ort des Konzils, gehört haben könnten, wird noch heftig an einer Besucherplattform gebaut. Foto: Kiz/JW
Da man aus Beschreibungen des Konzils nur weiß, dass es in der Sommerresidenz des Kaisers Konstantin stattfand und man einen schönen Blick auf den Iznik See hatte, ist davon ausgehen, dass sich der Ort des Bischofstreffens irgendwo in Ufernähe befand. Von dem kaiserlichen Palast haben sich keine Spuren erhalten. Möglicherweise sind die Fundamente einer Kirche, die man 2014 bei Niedrigwasser in Ufernähe entdeckt hat, Teil der Kaiserresidenz. Auf jeden Fall wird dort das Gedenken an das Konzil von Nicäa lokalisiert. Die Bauarbeiten für eine Steganlage, die ein Stück in den See hinausführt und einen Blick auf die Umrisse der byzantinischen Kirche ermöglicht, sind noch in vollem Gange. Bauzäune verhindern, dass man sich der Stelle nähern kann. Aber ungeachtet dessen wird das Ufergelände von den Nicäa-Besuchern gerne als Konzil-Gedenkstätte angenommen – weil es ein einladender Platz zum Nachdenken und auch zum Beten ist.
Die Pro Oriente Delegation hat dort jedenfalls eine Andacht gefeiert: das Große Glaubensbekenntnis an jenem Ort zu beten, an dem ein wichtiger Teil dieses Credos erarbeitet und erstritten wurde, war – trotz des Nieselregens – ein besonderes Ereignis. Bischof Manfred Scheuer hatte zuvor in seiner Ansprache auf die Bedeutung und Aktualität des Konzils für heute hingewiesen.
In der Stadtzentrum von Iznik hat sich eine Kirche aus byzantinischer Zeit zu Gänze erhalten, in der im Jahr 787 das zweite Konzil von Nicäa abgehalten wurde. Das Gebäude, heute Moschee, bietet eine eindrückliche Vorstellung vom Raum der Bischofsversammlung. Der Raum des ersten Konzils von Nicäa wird möglicherweise ähnlich ausgeschaut haben. Die Kirche ist deshalb zumeist die erste Station von Nicäa-Besucher:innen. Auch die Pro Oriente Delegation begann dort ihre Nicäa-Erkundung und ihren Gang durch die Kleinstadt, die später für ihre blauen Kacheln berühmt wurde. Kacheln aus Iznik finden sich sogar im Felsendom von Jerusalem.
Die Reise der Pro Oriente Delegation OÖ in die Türkei findet zwar aus Anlass „1.700-Jahre Konzil von Nicäa“ statt, ist aber keine „Geschichtsreise“. Deshalb gehören Begegnungen mit den Kirchen vor Ort dazu. Am 23. April 2025 nahm die Delegation an den Patroziniumsfeierlichkeiten zum Fest des heiligen Georg in der Georgskathedrale am Amtssitz der Ökumenischen Patriarchen in Istanbul teil.
Patriarch Bartholomaiod überreicht Bischof Manfred Schauer ein goldenes Brustkreuz; am Bild auch Pro Oriente Vorsitzender Sektion OÖ Josef Pühringer. Foto: Kiz/JW
Nach dem Gottesdienst ergriff der Ökumenische Patriarch Bartholomaios, das Ehrenoberhaupt der gesamten orthodoxen Christenheit, auf Deutsch das Wort. Er sagte: „Wir preisen den Namen Gottes für das unschätzbare Geschenk der ökumenischen Verständigung. Wir müsse fortschreiten auf diesem Weg, durch den theologischen Dialog, aber auch durch den „Dialog des Lebens“ und das gemeinsame christliche Zeugnis in der Welt. “
Der Patriarch kam auch auf den Tod von Papst Franziskus zu sprechen. Er bezeichnete den Papst als „wahren Diener Gottes und einen Brückenbauer zwischen den Konfessionen war. Seine Demut, sein Einsatz für die Armen und seine unermüdlichen Bemühungen um den Dialog und die Einheit der Christen bleiben uns als leuchtendes Beispiel.“
Den Anlass der Pro Oriente Reise aufgreifend erinnerte Patriarch Bartholomaios an die diesjährige gemeinsame Feier des Osterfestes aller christlichen Kirchen. Am Konzil von Nicäa wurde vereinbart, dass alle Christen das Osterfest an einem gemeinsamen Termin feiern. Seit der Kalenderreform des Papstes Gregor, die die Kirchen des Ostens nicht mitmachten, gibt es wieder unterschiedliche Ostertermine. Nur alle „heiligen Zeiten“ fällt das Osterfest zusammen. Wie heuer – im Jahr 2025. Das gemeinsame Osterfest 2025 im Jahr des 1700-Jahr-Jubiläum des ersten Konzils von Nicäa dürfe nicht vorübergehen, ohne weitere Schritte auf dem Weg hin zur Kircheneinheit zu setzen, betonte der Patriarch. Er wolle auch der Stiftung Pro Oriente für ihren unermüdlichen Einsatz für die Ökumene danken, sagte der Patriarch.
Beim Gespräch in den Residenzräumlichkeiten des Patriarchen kam es zu einem kurzen Gespräch zwischen Patriarch Bartholomaios, Bischof Manfred Scheuer und Altlandeshauptmann Josef Pühringer. Die Begegnung fand ein abruptes Ende, da am frühen Nachmittag ein Erdbeben Istanbul erschütterte und die Audienz angebrochen werden musste. Schäden am Bauwerk oder verletzte Personen gab es im Patriarchat aber nicht.
Wort zum Sonntag
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