Wort zum Sonntag
Mit einer großen Totenmesse auf dem Petersplatz haben am Samstagvormittag Hunderttausende Menschen sowie Vertreter aus über 150 Staaten und mehr als 30 christlichen Kirchen Abschied von Papst Franziskus genommen.
Nach der Feier wurde der Sarg mit dem Leichnam des verstorbenen 88-jährigen Kirchenoberhaupts in einem offenen Papamobil durch die römische Innenstadt zur Basilika Santa Maria Maggiore unweit des römischen Hauptbahnhofs Termini überführt. Den Weg säumten Zehntausende Menschen. Viele applaudierten und warfen Blumen. Als Papst war Franziskus zugleich Bischof der Stadt Rom. Den Bestattungsort Santa Maria Maggiore hat sich Papst Franziskus selbst ausgewählt.
In seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Predigt erinnerte der 91-jährige Kardinaldekan Giovanni Battista Re an den Einsatz des verstorbenen Kirchenoberhaupts für Frieden, Arme und Geflüchtete. Nach Vatikan-Schätzung nahmen rund 200.000 Menschen an der Feier teil, unter ihnen 224 Kardinäle und 750 Bischöfe.
Vor Gästen wie US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Kulturministerin Olga Ljubimowa wie auch Vertretern mehrerer Nahoststaaten erinnerte Kardinal Re an Franziskus' unaufhörliche Appelle, "in ehrlichen Verhandlungen mögliche Lösungen zu finden". Es sei "bezeichnend, dass die erste Reise von Papst Franziskus jene nach Lampedusa war, einer Insel, die mit Tausenden im Meer ertrunkenen Menschen zum Symbol für das Drama der Emigration geworden ist".
Mit "seiner starken Persönlichkeit" habe Franziskus schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt: direkter Kontakt mit einzelnen Menschen und Völkern sowie Nähe besonders zu Menschen in Not und Ausgegrenzte, sagte Re. Gleichzeitig habe der verstorbene Papst mit seinem "charakteristischen Vokabular" und bilderreicher Sprache stets versucht, aktuelle Probleme "mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten" und eine Antwort aus dem Glauben zu geben.
"Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme" der vergangenen Tage zeigten, wie sehr Franziskus die Menschen berührt habe, so der Kardinaldekan. "Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden."
Schon im Morgengrauen hatten sich auf den Straßen zum Petersplatz lange Schlangen gebildet, ebenso auf dem Weg nach Santa Maria Maggiore, wo der Papst am Mittag beigesetzt werden sollte. Zur Messe unter blauem Himmel war nicht nur der Petersplatz gefüllt, sondern auch die 500 Meter lange Via della Conciliazione bis zum Tiber.
Vor Beginn der Messe konnten sich die Staatsgäste, darunter zwölf gekrönte Häupter, 52 Staatsoberhäupter und zahlreiche Regierungschefs, im Petersdom noch einmal vor dem Sarg von Franziskus verabschieden. Anschließend wurde der schlichte Holzsarg durch das mit einem Bild des auferstandenen Christus geschmückten Hauptportal des Petersdoms auf den Petersplatz getragen. Auf den Sarg wurde ein aufgeschlagenes Evangelium gelegt.
Kardinaldekan Re betonte in seiner Predigt auch das Leitmotiv des Pontifikats von Franziskus: "dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen". Indem er die Kirche als "Feldlazarett" charakterisierte, habe er an die Christen appelliert, "sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, kümmern" sollten.
Dies seien auch die Anliegen seiner Rundschreiben "Laudato si" und "Fratelli tutti", sowie interreligiösen Bemühungen gewesen. Dazu gehöre vor allem auch das gemeinsam mit ranghohen muslimischen Geistlichen unterzeichnete Dokument von Abu Dhabi über die "Brüderlichkeit aller Menschen".
Schließlich erinnerte Re an die stets wiederholte des Papstes, für ihn zu bitten. "Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast."
Am Ende der Messe wurde der Sarg mit dem Ritus der Aussegnung verabschiedet. Dabei sangen rund 20 Patriarchen und Metropoliten der katholischen Ostkirchen Segensgebete auf Griechisch und Arabisch. In der Allerheiligenlitanei wurden auch die Namen der heiligen Päpste vom 1. bis zum 21. Jahrhundert genannt.
Als der Sarg mit dem Leichnam von Franziskus danach in den Petersdom getragen wurde, applaudierten die Hunderttausenden Gottesdienst-Teilnehmer als Zeichen des Respekts.
Aus der katholischen Kirche in Österreich feierten u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der Feldkircher Bischof Benno Elbs sowie der frühere St. Pöltner Bischof Klaus Küng den Gottesdienst auf dem Petersplatz mit.
Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Gattin Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Christian Stocker vertreten.
Aus Italien feierten Staatschef Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni, aus Franziskus' Heimatland Argentinien Präsident Javier Milei die Totenmesse mit. Ebenso fanden sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Antonio Costa, US-Präsident Donald Trump, sein Vorgänger Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf dem Petersplatz ein. Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Gattin Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Christian Stocker vertreten.
Als Vertreter Deutschlands nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz teil und zahlreiche weitere Staatsoberhäupter u.a. aus der Ukraine (Wolodymyr Selenskyj), Brasilien (Luiz Inácio Lula da Silva), Polen (Andrzej Duda), Kroatien (Zoran Milanovic), Philippinen (Ferdinand Marcos), Indien (Draupadi Murmu) und Indonesien (Joko Widodo) sowie Regierungschefs wie Keir Starmer (Großbritannien), Viktor Orban (Ungarn), Robert Golob (Slowenien), Petr Fiala (Tschechien) oder Muhammad Yunus (Bangladesch).
Zur Feier nach Rom kamen auch der britische Prinz William, König Felipe und Königin Letizia von Spanien, Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden, Mary von Dänemark, Philippe und Mathilde von Belgien, Haakon und Mette-Marit von Norwegen sowie Jordaniens König Abdullah II. in Begleitung von Königin Rania.
Aus der Welt-Ökumene waren u.a. der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios, Metropolit Antonij (Sevrjuk) als Außenamtsleiter des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, der anglikanische Erzbischof von York Stephen Cottrell, und Heinrich Bedford-Strohm als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK) präsent.
Auch der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Ignatius Aphrem II., der Oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier, Karekin II., und der Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens, Mar Awa III., nahmen teil. Unter den insgesamt rund 85 Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedensten christlichen Kirchen war auch der frühere Wiener Bischof Andrej (Cilerdzic) für das serbisch-orthodoxe Patriarchat in Belgrad und der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Henrik Stubkjaer.
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