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Erstaunlich, wie in diesen blassfarbenen Fruchtstücken die Süße zu spüren ist und der Geschmack sich im Mund zu entfalten beginnt. Man hätte die Intensität dieses Geschmacks diesen verschrumpelten Stückchen nicht zugetraut.
Christliche Gemeinschaften unserer Breiten erscheinen, als hätten sie einen „Dörrprozess“ hinter sich. Pfarren, alt gewordene Ordensgemeinschaften, ehemals blühende Jugendgruppen, Laienorganisationen: Viele beklagen und sagen: Es kommt nichts nach. Sie verlieren sich in einer Haltung des Beklagens – und merken nicht, wie gerade dadurch in ihnen die Süße verloren geht.
Dörrobst mag zwar die Lock-Kraft der Frische verloren haben, doch in der ledrig-trockenen Schale verdichtet sich das Wesen der Frucht – ihr Geschmack. So ist es bei Früchten. So ist es auch in den Gestalten gemeinsamen Glaubens. Gedörrtes hilft über unfruchtbare Perioden hinweg. In der Dörrobst-Kirche soll man sich nicht mit der Klage begnügen, wissend: Auch wenn wir ledrig und faltig geworden sind: Wir dürfen uns freuen. Bei uns wohnt Süße. Es ist kein geringer Gott, der Gott mit uns ist.
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