BRIEF_KASTEN
Liebe Schwestern und Brüder!
In den letzten Tagen hat sich unser Alltag radikal verändert. Arbeit, Freizeit, Kultur, Wirtschaft, Mobilität, Kommunikation, Begegnungen sind nicht mehr so wie vor einer Woche. Auch die Gemeinschaft im Glauben, in Gebet und Liturgie ist neu zu buchstabieren. Es ist ein Zeichen der Nächstenliebe, wenn wir durch die Reduktion von körperlichen Sozialkontakten einander nicht in Gefahr bringen. Wir haben alle eine gesellschaftliche Verantwortung. Wenn wir jetzt einander nicht die Hand geben, können wir doch füreinander da sein. (...)
Was brauchst du? Was wir jetzt brauchen, ist gerade kein egoistischer Rückzug auf die Sorge um die eigene Gesundheit, sondern das gute Schauen auf die Schutzbedürftigen und auf die Risikogruppen. (...) Nicht im Stich lassen und nicht im Stich gelassen werden, das zeichnet eine humane Gesellschaft und eine christliche Gemeinschaft aus. Was brauchst du? Mit dieser Frage vermag man aktiv notwendige Unterstützung anzubieten: Das können dann die Hilfe beim Einkaufen, die Besorgung in der Nachbarschaft oder das Aufrechterhalten von regelmäßigen telefonischen Kontakten sein. Das könnte bedeuten, dass wir wieder einmal einen Brief schreiben oder das eine oder andere lustige Urlaubsfoto als Erinnerung versenden. Lachen, Freude haben an schönen Dingen und das Teilen wunderbarer Erlebnisse über die Kommunikationsmittel sind in dieser Situation wichtig.
Ein großer Dank gilt allen, die in der Pflege von Kranken, von älteren und pflegebedürftigen Menschen arbeiten und die Grundversorgung ermöglichen. (...)
Für die ganze Welt. Auch das kirchliche Leben schaut anders aus. Öffentliche Gottesdienste, Runden, Treffen, Begegnungen, Sitzungen, Bildungsveranstaltungen, Versammlungen sind ausgesetzt. Feste und Feiern werden verschoben. Wir hören in der Kirche nicht auf zu beten, Gottesdienst und Eucharistie zu feiern – wenngleich ohne die physische Anwesenheit von Gläubigen. (...) Priester feiern Eucharistie nie für sich allein, sondern immer für die ihnen anvertrauten Gläubigen und für die ganze Welt. Alle sind eingeladen, über Medien teilzunehmen (Radio, Fernsehen, Internet …) und sich im Gebet anzuschließen. Es wird auch weiterhin seelsorgliche Angebote geben. (...)
Was stärkt das geistige Rückgrat? Es ist die Erfahrung der Freude und der Schönheit. Die Vergegenwärtigung bisher geschenkter Sternstunden, Erfahrungen des Glücks, der Lebensfreude und intensiver Beziehungen kann zu einem Anker der Hoffnung werden. Diese Erinnerungen geben Zuversicht auch in dunklen Stunden und lassen nicht verzweifeln, wenn man eine gewisse Zeit auf Abstand leben muss. (...)
Nahrung für die Seele. Echte Nahrung für die Seele – zum Trost, zur Ermutigung und zur Stärkung – ist auch das Wort Gottes: Nahrung, Brot des Lebens, höchste Richtschnur des kirchlichen Glaubens, Halt, Kraft und nie versiegender Quell des geistlichen Lebens, Glaubensstärke und Seele der Theologie – das alles ist ja das Wort Gottes für das Zweite Vatikanische Konzil.
Nahrung für die Seele ist ebenso die Eucharistie. (...). Ich möchte in diesen Wochen daher alle ermutigen, das Beten zu Hause neu einzuüben. Im Blick auf den Kommunionempfang empfehle ich mit Kardinal Schönborn, die alte Gewohnheit der geistlichen Kommunion wieder zu beleben. Diese besteht etwa in der Bibellektüre oder im Gebet nicht zuletzt auch für die vielen, die sich um ihren Arbeitsplatz Sorgen machen, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten oder die von Krankheit betroffen sind.
„Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig. Der Herr wende sein Angesicht euch zu und schenke euch Frieden.“ (Num 6,24-27)
+ Manfred Scheuer, Bischof von Linz
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