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Jesus ist im Haus des Pharisäers Simon zum Essen eingeladen. Während des Mahls kommt eine Frau, benetzt mit ihren Tränen die Füße Jesu, trocknet sie mit ihren Haaren und salbt sie. Ein Skandal. Das hätte Jesus nicht zulassen dürfen, denn die Frau ist eine Sünderin (Lk 6,36–50).
Der Barockmaler Martin Schmidt, besser bekannt als „Kremser Schmidt“, hat diese biblische Szene auf einem knapp zwei mal drei Meter großen Ölbild festgehalten. Das Werk hängt – zur einstigen Funktion des Raumes passend – im ehemaligen Gästespeisesaal des Stiftes Seitenstetten (heute Maturasaal). Der Maler gilt als Meister des „Hell-Dunkel“. Die zentralen Figuren Jesus mit Magdalena, wie die Tradition die Frau nennt, sowie Simon sind im Licht. Das Safrangelb der Gewänder von Magdalena und Simon ist ein Hinweis auf den Heiligen Geist, beide, die Sünderin und der Pharisäer, sind eingehüllt vom Geist Gottes. Nicht den Moment der Salbung stellt Schmidt dar, sondern den anschließenden Disput des Simon mit Jesus. Darauf kommt es wohl dem Maler an: die Betrachter/innen in diese Diskussion einzubeziehen. Kremser Schmidt stellt auf seinen Bildern – ein Markenzeichen von ihm – Gegenstände dar, die damals (im Stift) in Gebrauch oder zu sehen waren: wie hier Bierkrug, Kupferpfanne und Amphoren. Damit unterstreicht der Künstler, dass die Geschichten der Bibel in die Jetztzeit gehören.
Zum 300. Geburtstag von „Kremser Schmidt“ bietet das Stift Seitenstetten Schwerpunktführungen an. Das Kloster besitzt 95 Ölbilder des Barockmalers.
Mehr zu den täglichen Führungen um 10 und um 15 Uhr unter:
www.stift-seitenstetten.at. In Oberösterreichs Stiften und Kirchen finden sich ebenfalls eine Reihe von Kremser-Schmidt-Bildern.
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