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Von der Theologie zur Kunst – und dabei ist sie geblieben. Univ.-Prof. Monika Leisch-Kiesl hat die Beschäftigung mit Kunst an der Katholischen Privatuniversität in den letzten drei Jahrzehnten vorangetrieben und institutionalisiert. Mit Ende des Semesters wird die Theologin und Kunstwissenschafterin emeritieren. Der Welt der Kunst bleibt sie in vielerlei Hinsicht erhalten, aber zurück zu den Anfängen.
Was der Kunstkenner und -förderer, Priester, Seelsorger Günter Rombold aufgebaut hat, hat sie später fortgeführt und erweitert. „Mitte der 1980er-Jahre hat Prof. Rombold ein ‚Institut für Kunst und Kirchenbau‘ an der theologischen Fakultät gegründet.
Die Idee war, dass Priester und später auch Laientheolog:innen fähig sein sollten, mit Kunst ins Gespräch zu kommen“, erinnert sich Leisch-Kiesl. Denn Kunst begleitet Menschen in der Pastoral und Seelsorge überall: Architektur und bildende Kunst sind wesentlich in der Gestaltung, Erhaltung und Pflege etwa von Sakralräumen: Wie feiert man in diesen Räumen? Was sagen sie uns? Was erzählt die Kunst?
1996 hat Leisch-Kiesl als Professorin die Agenden von Günter Rombold übernommen: „Ich habe die Grundidee Rombolds gut mittragen können“, erzählt sie. Kunst nur im kirchlichen Kontext zu sehen bzw. nur christliche Kunst im Blick zu haben, war ihr aber zu wenig: „Ich wollte in die Breite gehen und Kunst und ihre Geschichte in ihrer Gesamtheit sehen.“ Das philosophische Konzept, entwickelt vom deutschen Philosophen Ernst Cassirer (1874 –1945), war dafür bedeutsam: Kernaussage seiner Arbeit ist, dass wir die Welt stets in der Vermittlung durch bestimmte Systeme der Zeichen- und Bedeutungsbildung wie Kunst, Wissenschaft oder Religion erfahren, die er „symbolische Formen“ nennt. Es sind Formen, wie wir mit der Welt in Beziehung treten. „Kunst ist eine Form, wie wir mit der Welt kommunizieren. Da geht es auch darum, dass wir wegkommen von einer bloß illustrativen Kunstauffassung“, erklärt Leisch-Kiesl. Daher hat sie begonnen, Kunstgeschichte von der Höhlenmalerei bis zur zeitgenössischen Kunst zu beleuchten, und hat auch andere Länder dabei in den Blick genommen (Global Art History). Die Vorlesungen dazu waren gut besucht, auch Gasthörer:innen kamen an die KU.
Die Umbenennung in Institut für Kunst bzw. für Kunstwissenschaft brachte diese breitere Ausrichung in der Bezeichnung zum Ausdruck. Die Gründung eines Instituts für Kunstwissenschaft und Philosophie „ad instar facultatis“ erfolgte dann 2005.
Seit 2015 gibt es nun zwei Fakultäten an der KU: Theologie sowie Philosophie und Kunstwissenschaft. Linz hat dank ihrer Mithilfe ein Studium der Geisteswissenschaften anzubieten. Dass dies möglich war, dazu bedurfte es vieler Verhandlungen und Gespräche mit Stadt (damals Bürgermeister Reinhard Dyk) und Land (Alt-LH Josef Pühringer) sowie mit der Diözese Linz und dem Vatikan. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Universitäten wurde intensiviert.
Denn die Auflage der Diözese war: Alles muss kostenneutral sein. Die Gespräche mit der Bildungskongregation verliefen überraschend positiv, berichtet Leisch-Kiesl. Für ihre Verdienste erhielt sie 2017 das goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich.
Wichtig war der Universitätsprofessorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik neben ihrer reichen Publikationstätigkeit auch, an die Originale heranzuführen. Das gelang ihr besonders in der von ihr kuratierten Ausstellungsreihe „Im Vorbeigehen“. Hier lud sie zweimal jährlich Künstler:innen aus dem In- und Ausland ein, die Räume der KU zu bespielen.
Gespräche mit Künstler:innen und Einbindung in die Lehre förderten die Auseinandersetzung mit Kunst an der KU. Den Abschluss fand die Reihe mit Arbeiten der polnischen Künstlerin Monika Drozynska ausgerechnet während der Corona-Zeit 2021. Hier trotz der schwierigen Umstände Kunst für Studierende, Lehrende und Gäste erlebbar zu machen, war ihr ein großes Anliegen, das auch über die KU-Räume hinaus gesehen und gewürdigt wurde.
Rückblickend seien in den letzten Jahrzehnten das Bewusstsein und die Wertschätzung für Kunst in der Diözese Linz gewachsen, meint Leisch-Kiesl. Vom „Kunstbaukasten“ bis zum runden Tisch der Kulturvermittler:innen und der kirchlichen Bauordnung wurden viele Initiativen gestartet, mit Kunst kompetent und wertschätzend umzugehen.
Mit offenen Augen durch die Welt gehen und „Kunst betrachten“ will die begeisterte Tango-Tänzerin auch weiterhin. Sie verbindet dabei seit Jahren Tango, Musik und Kunst und wird dabei zwischen Linz, Krakau und Basel pendeln. Denn: Kunst gibt es überall.
Tango y Arte, Galerie Schloss Parz, 27. Juni, 18 Uhr
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