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Die Kirchenzeitung sprach mit Sr. Maria Ludowika Plakolm, die viel Erfahrung damit hat.
Altes Handwerk und alte Handarbeiten erfahren in der heutigen Zeit oft eine Renaissance, so auch die Zwirnknöpfe. Zwirnknöpfe wurden früher hauptsächlich auf der Bettwäsche und öfter auch für Hemden und Blusen verwendet.
Später mussten sie Reißverschlüssen und Kunststoffknöpfen Platz machen. „Die Zwirnknöpfe wurden aus Armutsgründen verwendet, weil es keine Knöpfe zu kaufen gab“, sagt Sr. Maria Ludowika Plakolm vom Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Ihre Tante und Mutter haben auch selbst Zwirnknöpfe hergestellt.
„Heute lebt diese Kunst wieder neu auf“, sagt die 72-jährige. Es gibt Zwirnknopfworkshops mehrerer Anbieter:innen in Österreich, auf Handwerksmärkten und natürlich im Internet finden sich kunstvoll angefertigte Produkte.
Die Verwendung ist dabei vielfältig: Zwirnknöpfe als Schmuck in Form von Ohrringen oder Halsketten gibt es ebenso wie speziell angefertigte Exemplare für zum Beispiel Trachtenmode. Sr. Maria Ludowika stellte zuletzt passenden Schmuck und Dekorationsobjekte für den weihnachtlichen Klostermarkt her und arbeitet momentan an einer „Kollektion“ für Ostern. Der Erlös vom Verkauf ihrer kleinen Kunstwerke wird für den guten Zweck gespendet.
„Meist haben die Metallringe, auf die das Garn gewickelt wird, einen bis zwei Zentimeter Durchmesser. Für einen Knopf dieser Größe brauche ich etwa eine halbe oder dreiviertel Stunde. Es ist eine sehr filigrane Arbeit“, erklärt Sr. Ludowika. Zuerst muss der Faden an den Ring geknüpft werden, dann wird er je nach Garndicke mehrmals umwickelt, dann umgedreht, wieder umwickelt, bis man schließlich wieder am Ausgangspunkt angelangt ist.
Danach wird alles gebündelt und mit einem Faden umnäht, „damit es nicht auseinanderschlupft“, sagt Sr. Maria Ludowika. Der Faden wird vernäht und fertig ist der Zwirnknopf. Je nach Muster oder Verwendungszweck dauert es natürlich länger.
Immer wieder bekomme sie auch Aufträge für Zwirnknöpfe von Privatpersonen und Schneiderinnen. Einmal stellte sie für eine Gmundner Bäckerei Schlüsselanhänger her, die dem gekauften Gebäck beigegeben wurden.
Eigentlich arbeitet Sr. Maria Ludowika im Zentrallabor der Blutabnahmeambulanz des Ordensklinikums Linz, doch immer wenn sie nachmittags oder abends Zeit hat, widmet sie sich dem Zwirnknopf-Wickeln. Nebenbei hört sie gerne Musik oder die CDs von Anselm Grün.
„Es ist eine sehr meditative Arbeit, die man wirklich gut mit einem Gebet verbinden kann. Es ist, als ob der Geist mit den Fingern arbeitet“, sagt Sr. Maria Ludowika.
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