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Farben sind nicht einfach nur Selbstzweck und schön anzusehen, sie erfüllen in der Natur und im Alltag des Menschen viele verschiedene Funktionen. Außerdem haben sie Einfluss auf Körper und Seele, was manchmal bewusst, viel öfter jedoch unbewusst abläuft.
Was eine Person mit einer Farbe verbindet und welche Emotionen diese in ihr auslöst, ist einerseits von persönlichen Erfahrungen abhängig, andererseits kommen kollektiv überlieferte Assoziationen hinzu. Rot steht beispielsweise in westlichen Gegenden oft für Liebe und Mut, in Südafrika jedoch für Trauer und in China für großes Glück. Traditionell wird dort auch in Rot geheiratet.
Abgesehen von den zugeschriebenen Bedeutungen von Farben untersuchen Psychologen und Farbtherapeuten konkret, wie Farben auf den Menschen wirken.
Der Farbforscher Axel Buether vom Institut für Farbpsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal (Deutschland) fand in einer Studie heraus, dass sich das Wohlbefinden und der Gesundheitszustand von Patient:innen auf der Intensivstation durch die Farb- und Lichtgestaltung positiv beeinflussen lassen.
Beides verbesserte sich nach einer Neugestaltung um mehr als 60 Prozent, zusätzlich hat sich der Medikamentenverbrauch um durchschnittlich rund 30 Prozent verringert.
Derlei Wissen lässt sich auch für das eigene Zuhause nutzen. Beispielsweise wirkt Blau als kühle Farbe beruhigend und entspannend, es soll Schmerzen und Verspannungen lindern und bei Schlafstörungen helfen. Somit wäre es die ideale Farbe fürs Schlafzimmer.
Außerdem lässt Blau einen Raum größer wirken. Ebenfalls beruhigend und angenehm für das Auge ist die Farbe Grün. Sie galt schon Hildegard von Bingen als Heilfarbe, wer je einen Spaziergang im Wald oder in einem Naturpark gemacht hat, kann die erholsame Wirkung meist bestätigen.
Nicht zuletzt soll Grünes, etwa am Arbeitsplatz, die Kreativität anregen, wie Experimente von Stephanie Lichtenfeld (Universität Hamburg) nahelegen.
Sie konfrontierte eine Gruppe von Menschen mit einem grünen Farbton, eine andere mit Blau oder anderen Farbtönen. Danach sollten die Personen Ideen auflisten, was sie mit einer Blechdose alles machen könnten. Die Ideen der „grünen“ Gruppe seien dabei stets kreativer gewesen, wenn auch nicht mehr an der Zahl.
Richtige Kraft- und Energiespender sind warme Farben wie Gelb, Rot oder Orange. Experimente haben gezeigt, dass warme Farben die Körpertemperatur steigen lassen, kühle Farben sie hingegen sinken lassen.
Vielleicht verleihen deshalb Gelb, Orange und Rot Energie, heitern auf, regen an, machen abenteuerhungrig und regen angeblich tatsächlich den Appetit an. Deshalb findet man sie gerne auf Lebensmittelverpackungen.
Achten Sie einmal darauf: Kühlere Farben wie Grün oder Blau werden umgekehrt häufig für Tiefkühl- oder Hygieneartikel verwendet, um Frische und Sauberkeit zu signalisieren.
Natürlich können Farben auch ambivalent aufgenommen werden: Rot ist zwar die Farbe der Liebe, aber ebenso auch eine Warnfarbe – ein gutes Beispiel dafür ist der Straßenverkehr (Stoppschilder, rote Ampel).
Gelb ist fröhlich, steht aber auch für Neid. Viele Karriere-, aber auch andere Websites raten daher, die Farbe(-n) der eigenen Kleidung der gewünschten oder erhofften Wirkung anzupassen.
Für ein Bewerbungsgespräch sei man etwa mit Blau auf der sicheren Seite, während Rot aggressiv wirke. Ob es beim Gegenüber tatsächlich so ankommt, bleibt fraglich.
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