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Fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Österreich werden als alkoholabhängig eingestuft. Diese Zahl bleibt seit Jahren konstant, sagt Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Universitätsklinikum in Linz. „Der Anteil an Frauen ist jedoch gestiegen, und es gibt eine leichte Altersverschiebung in Richtung jüngere Menschen.“
Inzwischen werde nicht mehr anhand der konsumierten Menge an Alkohol festgestellt, ob jemand süchtig ist, da dies zu ungenau sei. „Manche Menschen vertragen grundsätzlich wenig Alkohol, andere mehr.“
Zu den klassischen Suchtkriterien gehören beispielsweise der Kontrollverlust in Bezug auf das Konsumverhalten, Entzugserscheinungen wie etwa Zittern, Schlaflosigkeit, Schwitzen oder innere Unruhe und Angst, ein subjektiver Zwang zum Trinken oder auch die Vernachlässigung von beruflichen oder privaten Verpflichtungen. Wesentlich ist auch, dass alkoholkranke Menschen die Substanz als Werkzeug benutzen: etwa um besser einzuschlafen, die eigenen Sorgen zu vergessen, Nervosität zu bekämpfen und so weiter.
Yazdi-Zorn nennt als beste Präventivmaßnahme, um nicht in eine Alkoholsucht zu schlittern, einen „seltenen und möglichst geringen Konsum“. Pauschal kann jedoch nicht festgelegt werden, was die „richtige“ Konsummenge oder -dauer ist, da „nicht jeder Mensch, der regelmäßig Alkohol konsumiert, eine Sucht entwickelt“. Personen mit einer Alkoholabhängigkeit machen den größten Anteil der Patient:innen in Yazdi-Zorns Klinik aus. Viele würden glauben, nach einem ein- oder mehrwöchigen Aufenthalt „geheilt wieder rauszukommen“. Ein Irrglaube, so der Primar: „Eine Alkoholerkrankung ist chronisch und ein Rückfall theoretisch jederzeit möglich. Man muss sich ein Leben lang damit auseinandersetzen.“
Aus diesem Grund sei auch die Nachsorge wichtig, etwa in Form von Selbsthilfegruppen. Die bekannteste dürfte jene der Anonymen Alkoholiker (AA) sein, 1935 in den USA gegründet und seither weltweit verbreitet, natürlich auch in Österreich. Frau G., eine AA-Teilnehmerin aus Linz, erzählt: „Trinken war meine Flucht aus der Realität. Meine Angst, ohne Alkohol zu leben war größer als die Angst, daran zu sterben.“ Sie habe verschiedene Therapien gemacht, Medikamente genommen und verschiedenen Strategien ausprobiert, den Alkoholkonsum zu kontrollieren. „Irgendwann ist mir alles entglitten und ich war am Ende.“ Zu den AA ging sie ohne große Hoffnung. „Doch in den Erzählungen der anderen habe ich mich wiedererkannt. Die Treffen gaben mir Kraft und ich habe gelernt, mich mit meinen Schwierigkeiten anzunehmen und sie zu meistern.“ Das AA-Programm gebe ihr Orientierung und so habe sie ihr Leben wieder in Ordnung bringen können.
Auch für Angehörige von Alkoholkranken gibt es Selbsthilfegruppen (Alanon und Alateen), denn Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Eine junge Frau, deren Vater alkoholkrank ist, berichtet: „Als Kind habe ich versucht, das Verhalten meines Vaters zu kontrollieren. Irgendwann schlug mein Betteln in Hass um und ich begann ihn zu meiden.“ Das Letzte, was sie noch gemeinsam hatten, war der Wohnungsschlüssel. Erst als sie zur Alateen-Gruppe kam, ging es wieder bergauf. „Ich fühlte mich dort wohl und lernte, dass ich nicht schuld bin an seinem Trinken.“ Irgendwann bat er seine Tochter um Hilfe – heute ist ihr Vater trocken.
Infos und Hilfe:
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