Wort zum Sonntag
Die österreichischen Christinnen und Christen erinnern sich für gewöhnlich nicht an ihre Taufe. Sie fand bald nach der Geburt statt. Somit ist die Erstkommunion das erste kirchliche Fest, das sie bewusst im Zentrum miterleben.
Auch heute werden die meisten Taufen im ersten Jahr gefeiert, aber eine Veränderung ist unübersehbar: Fanden 2013 noch knapp 93 Prozent aller katholischen Taufen in Oberösterreich im ersten Jahr nach der Geburt statt, waren es 2023 nur mehr knapp 62 Prozent. Stark gestiegen sind die Taufen im Alter zwischen 1 und 6 Jahren: von 5 Prozent im Jahr 2013 auf 35 Prozent im Jahr 2023 – ein Plus von satten 30 Prozentpunkten. Auch gestiegen ist die Zahl der Taufen ab 7 Jahren: von rund 1,5 Prozent im Jahr 2013 auf rund 2,6 Prozent zehn Jahre später.
Aus den Zahlen lassen sich zwei Beobachtungen ableiten: Erstens gibt es einen Trend, sich mit der Taufe mehr Zeit zu lassen. Und zweitens „nimmt die Bedeutung der Taufe von Kindern rund um die Erstkommunion signifikant zu“, wie Michaela Druckenthaner, Referentin für Kinderpastoral im Team „Kinder/Katholische Jungschar“ der Diözese sagt.
Das kann auch Dechant Johann Gmeiner aus seiner pastoralen Praxis bestätigen: „In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder Taufen vor der Erstkommunion“, berichtet der Pfarrer von Grieskirchen und Pfarrprovisor von Rottenbach und Taufkirchen an der Trattnach. Dieses Phänomen zeige unter anderem den „hohen Wert des Religionsunterrichts, der sich so großer Akzeptanz in der Bevölkerung erfreut, dass Eltern auch nichtkatholische Kinder daran teilnehmen lassen“.
Besonders freut ihn, dass der Anstoß zur Taufe zumeist von den Kindern selbst komme. Diese wollen bei der Erstkommunion ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden dabei sein.
Davon berichtet auch Dechant Peter Neuhuber, Pfarrer von Wels-St. Stephan, Pfarrmoderator in Marchtrenk und Pfarrprovisor in Wels-Herz Jesu. Der Kontakt zur Pfarre werde zumeist über die Religionslehrerinnen hergestellt, sagt er.
Druckenthaner, Gmeiner und Neuhuber sprechen unisono von einer großen Chance – nicht nur, soweit es die Taufe des Kindes betrifft, sondern auch im Hinblick auf den Kontakt zu den Eltern, die sich in der Vorbereitung mit dem Glauben auseinandersetzen können.
„Schulkinder können sich bei ihrer Taufe schon selbst Gedanken über Gott machen und ihren Glauben erfahren und besser kennen lernen“, sagt Michaela Druckenthaner. So würden die größeren Kinder ihr Taufversprechen selbst sprechen. Gemeinsam mit der Familienpastoral hat sie dafür einen Kurs erarbeitet.
Vom „Team Kinder“ gibt es auch Feiervorschläge und Impulse für die gemeinsame Gestaltung. Dechant Gmeiner legt Wert darauf, dass es vor der Taufe mehrere Gespräche gibt, an denen neben dem Kind auch die Eltern teilnehmen. Pfarrer Neuhuber berichtet davon, wie er mit den Kindern und den Eltern direkt in der Kirche den Ablauf der Feier durchbespricht.
Dazu kommt, dass die Kinder die Möglichkeit haben, selbst an der Gestaltung der Feier mitzuwirken: „Das betrifft zum Beispiel die Auswahl der Bibelstelle oder ein Lied, welches das Kind aus dem Religionsunterricht kennt und singen möchte. Gemeinsam mit Eltern und Paten können die Täuflinge auch die Fürbitten formulieren, wie sie für ihre Lebenssituation passen“, sagt Michaela Druckenthaner. Das Anziehen des Taufkleides, ob das nun eine Ministrantenalbe oder ein neues Hemd ist, sei zudem eine bewusst erlebte Erfahrung.
In manchen Fällen ist es nicht nur die Familie, die diese Erfahrung mit dem Kind teilt: Peter Neuhuber berichtet von einer Taufe, die im Rahmen des Vorstellgottesdienstes für die Erstkommunionkinder stattfand.
Wird die Taufe separat gefeiert, so komme es vor, dass ein Teil der Kommunionkinder zum Beispiel aus derselben Vorbereitungsgruppe mitfeiert. „In diesen Fällen ist die Taufe ein Gewinn auch für die Erstkommunionvorbereitung“, sagt Michaela Druckenthaner.
Dem Taufkind selbst solle man es ermöglichen, „im eigenen Tempo“ in den Glauben hineinwachsen zu können. Das es unterschiedliche Formen der Beziehung zur Kirche gibt, müsse man akzeptieren und die grundlegende christliche Sehnsucht als gemeinsame Verbindung der Getauften wertschätzen. Bei der Taufspendung selbst seien altersentsprechend die Grenzen des Kindes zu respektieren, beispielsweise bei der Frage, ob die Salbung mit Chrisam „am Haupt“ passiert oder auch möglicherweise an den Händen oder ausgelassen wird.
Andenken könne man auch, ob die ausdeutenden Riten wie die Salbung oder die Hilfe beim Anziehen des Taufkleides durch eine vertraute Person geschehen kann.
Pfarrer Neuhuber empfindet in diesem Zusammenhang die Taufe von Schulkindern als meist einfacher als von Kindern im Alter von zwei oder drei Jahren. In diesem Alter würden die Kinder zwar alles mitbekommen, aber vieles noch nicht verstehen, was zu Ängstlichkeit führen könne.
Dechant Gmeiner schlägt im Fall, dass beide Eltern nicht (mehr) der Kirche angehören, vor, die Taufe auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem das Kind in der Lage ist, sich selbst zu entscheiden. Denn wesentlich bei der Entscheidung, ein kleines Kind zu taufen, sei die Überlegung, dass es dann in der Familie in den Glauben hineinwachsen könne. Sei das nicht gesichert, sei es naheliegender, dass sich das Kind selbst für die Taufe entscheide.
Insgesamt ist die Zahl der Taufen rückläufig: 2013 fanden in Oberösterreich 9.822 katholische Taufen statt, zehn Jahre später waren es 8.203. Das wirkt sich auf die Zahl der Erstkommunionkinder aus: 2013 waren es 10.353, zehn Jahre später 9.406.
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