Wort zum Sonntag
Wer im Straßenverkehr falsch abbiegt, bekommt vom Navigationssystem den Rat, bei nächster Gelegenheit umzudrehen. Das Problem des falschen Weges kennen Menschen seit Tausenden Jahren. So kam es auch in die religiöse Bildsprache, wenn vom falschen, „sündhaften“ Lebensweg die Rede ist. Der Aufruf zur Umkehr gehört zutiefst zur jüdisch-christlichen Tradition, von Jesaja und Jeremia zu Johannes dem Täufer und Jesus.
In „Laudato si’“ (Nr. 216) spricht Papst Franziskus ganz explizit von „ökologischer Umkehr“ und zeigt, dass es für Christen im Grunde um nichts Neues geht. Denn die notwendigen Veränderungen zum Schutz des Planeten Erde setzen nicht allein neue technologische Entwicklungen und ein anderes Wirtschaftsverhalten voraus, sondern auch eine Veränderung beim Menschen selbst. Gemeint ist eine Veränderung des Handelns, aber zuvor auch eine Veränderung der inneren Einstellung. Die „Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann – vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur Gewalt und Zerstörung auslösen.“ (Laudato si’, Nr. 204)
Dabei geht es offensichtlich um konkretes Handeln: Müllvermeidung, Wertstoffsammlung, Energiesparen, bewusstes Einkaufen von fair und ökologisch hergestellten Waren, Wassersparen ... Doch hinter der Umweltkrise steht für Papst Franziskus auch „ein Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr“ (Nr. 217). Deshalb kommt es schon vor dem Handeln auf die Haltung an: „Wenn jemand nicht lernt innezuhalten, um das Schöne wahrzunehmen und zu würdigen, ist es nicht verwunderlich, dass sich für ihn alles in einen Gegenstand verwandelt, den er gebrauchen oder skrupellos missbrauchen kann.“ (Nr. 215)
Damit wird klar, dass der Umwelt- und Klimaschutz für Christinnen und Christen eine zutiefst spirituelle Dimension hat. Denn das Schöne, dass es wahrzunehmen und zu würdigen gilt, ist die Schöpfung. „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Genesis 1,31) Bezeichnenderweise steht dieser Bibelvers hinter der Übergabe der Schöpfung an den Menschen: Gott übergibt seine Schöpfung in bestem Zustand. Da liegt die Mahnung nahe, diesen Zustand auch zu erhalten.
Die Umkehr führt zum Ursprung des Menschen zurück. In der biblischen Erzählung formt Gott den Menschen aus „Staub vom Lehmboden“ (Genesis 2,7). Der Mensch ist – trotz der Sonderstellung, die ihm zukommt – selbst Teil der Schöpfung, er steht nicht außerhalb und ist vom Wohlergehen der Schöpfung abhängig: „Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns“, schreibt Papst Franziskus (Laudato si’, Nr. 2).
Damit schließt sich der Kreis zum Namensgeber der Enzyklika: Im Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi erscheinen Sonne und Mond, Wind, Wasser, Feuer, Tod und Mutter Erde als Geschwister des Menschen. Durch all das soll Gott gelobt werden. Wie können wir es uns also herausnehmen, Gottes Schöpfung anders als pfleglich und behutsam zu behandeln? «
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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