Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.
Zu meinen schönsten Erfahrungen in der Seelsorge gehören Ehejubiläen. Bei der Vorbereitung treffe ich mich mit dem Jubelpaar und lasse mir erzählen, wie sie sich kennengelernt haben; was sie empfunden haben, als sie sich ihre Liebe gestanden haben; wer von beiden der bzw. die Mutigere war und den ersten Schritt getan hat; was die schönsten Momente und die größten Herausforderungen in ihrer Ehe waren; was ihnen geholfen hat, beisammen zu bleiben, wenn sie sich miteinander nicht leicht getan haben.
Die Antworten sind meistens sehr geerdet und konkret. Die meisten Paare empfinden es als beglückend, dass sie trotz so mancher Schwierigkeiten beieinander geblieben sind, dass sie miteinander und aneinander gereift sind.
Bei der Feier des Ehejubiläums kommen oft verschiedenste Menschen zusammen: Kinder und Enkel des Jubelpaares, die selbst eine Scheidung erlebt haben, in einer Patchworkfamilie leben oder ohne Trauschein zusammenleben. Es ist dann spannend zu spüren, wie sich alle mit dem Jubelpaar mitfreuen und dieses Beispiel einer langjährigen Ehe positiv wertschätzen, auch wenn sie selbst negative Erfahrungen gemacht oder Vorbehalte gegen die Ehe haben.
Ich glaube, dass es viele Gründe gibt zu heiraten. Einer ist die Sehnsucht nach dem Glück, „von jemandem voll und ganz wahrgenommen und trotzdem geliebt zu werden“, wie es die Schriftstellerin Elizabeth Gilbert formuliert. Andere Gründe sind praktischer Natur, dass zwei Menschen, die in einer Partnerschaft leben, Pflichten und Rechte regeln, die sich aus der gegenseitigen Verantwortung ergeben – wie die finanzielle Absicherung, Unterhaltspflichten und Erbfragen, aber auch die Sorge für die Kinder.
Für gläubige Paare liegt ein Grund in der Hoffnung und im Vertrauen, dass eine gelingende Partnerschaft bei allen Höhen und Tiefen etwas erfahrbar macht von der Liebe Gottes zu uns Menschen, der mit uns durch dick und dünn geht. Treffend finde ich einen Satz von Fjodor Dostojewski, der gerne als Trauspruch verwendet wird: „Jemanden lieben heißt, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat.“

Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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