Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.
Am Tag seiner anglikanischen Diakonatsweihe schreibt Newman: „Es ist geschehen. Ich bin Dein, o Herr … Zuerst, nach der Handauflegung, erschauerte mein Herz in mir; die Worte ‚für immer’ sind so furchtbar … Ja Herr, ich bitte nicht so sehr um Trost, wie um Heiligung – Ich komme mir vor wie einer, der plötzlich in tiefes Wasser geworfen worden ist.“
Seine Ur-Bekehrung „ich selbst und mein Schöpfer“ gewinnt in Newmans Leben den Charakter einer so innigen Beziehung, dass er aus dieser „Entrückung“ immer mehr zu sich selbst und zu seinem Leben findet. Aus dieser Mitte gestaltet sich sein Lebensweg, der immer neu nach dem Willen Gottes hier und jetzt zu suchen vermag, in dem er im Kreuz Christi den Maßstab für alles findet. Auf diesem Weg der Heiligkeit ist ständige Bekehrung selbstverständlich.
Ein Aspekt dieses Weges ist der priesterliche Dienst in der anglikanischen und katholischen Kirche. Newman legt die Schrift aus, in der ärmsten Gemeinde ebenso wie in der Hauptkirche der Universität Oxford. Ihn leitet jenes Motto, das er sich als Kardinal geben wird: „cor ad cor loquitur“, „Herz spricht zum Herzen“. Er ermutigt bis heute seine Hörer:innen, ihre eigene Geschichte vor und mit Gott im Licht des Evangeliums zu schreiben, ganz persönlich, unvergleichlich, das Bild Christi in mir zu verwirklichen. Jeder Mensch hat eine Sendung. Welche ist meine?
Newman pflegt mit Hingabe persönliche Freundschaften. In so vielen Briefen wird die Treue im persönlichen Austausch sichtbar, offen und ehrlich. Der Briefwechsel mit seinem agnostischen Freund William zeigt, wie er sich dem anderen zu öffnen vermag, diskret und in Hochachtung. Ein bevorzugter Weg der Bekehrung eröffnet sich ihm in seiner redlichen Suche nach der Wahrheit. Vor seiner Konversion in die katholische Kirche schreibt er: „Es gab nur eine Frage: Was hatte ich zu tun? Ich musste mir selbst Klarheit verschaffen, andere konnten mir nicht helfen. Mein Entschluss war, mich nicht durch die Phantasie, sondern nur von der Vernunft leiten zu lassen.“
Der junge Evangelikale legt die Vorherbestimmung ab, erkennt die Bedeutung der Sakramente und das Fundament der Kirche in ihrer apostolischen Gründung. Er warnt vor Beliebigkeit in der Religion, während er den Liberalismus in der Gesellschaft und seine Werte als hohes Gut würdigt. In der Theologie jedoch dürften Gleich-Gültigkeit und Selbstbeschauung nicht zu stark werden, deswegen hält er prinzipiell an der Autorität des Lehramtes fest. Aber Bildung ist für alle unverzichtbar, Lernen ist ein Wert in sich und Ziel auch einer katholischen Universität. Mit seinem Eintritt in die katholische Kirche bestätigt er ihren Status quo nicht einfach, sondern sieht ihre Defizite: mangelnde Bildung, Ausschluss der Laien und zu hohe Ängstlichkeit. Immer wird die Kirche den Weg der Umkehr und Erneuerung gehen, und wir mit und in ihr.
„Führ, liebes Licht, im Ring der Dunkelheit,
führ du mich an! Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit,
führ du mich an! Behüte du den Fuß;
der fernen Bilder Zug begehr’ ich nicht zu sehn
– ein Schritt ist mir genug.“
(„Lead, Kindly Light“, Beginn)

Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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