Wort zum Sonntag
Megiddo ist das Kronjuwel der biblischen Archäologie. In der israelischen Jezreel-Ebene gelegen, gehört der Ort zu den am stärksten umkämpften Gebieten der Geschichte. Manche Menschen glauben, dass in Megiddo die letzte große Schlacht der Geschichte ausgetragen wird, die Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Guten und Bösen, wie das Buch der Offenbarung des Johannes die Stätte mit Armageddon bezeichnet: „Die Geister führten die Könige an dem Ort zusammen, der auf Hebräisch Har Magedon heißt“ (Offenbarung 16,16).
In der Tat war Megiddo im Norden Israels strategisch bedeutsam. Die Stadt lag an einem Verkehrsknotenpunkt der großen Hauptverkehrsstraßen der Region. Große Armeen haben dort 34 bekannte Schlachten ausgetragen. Legendär wurde sie durch Pharao Thutmosis III., als die Ägypter hier 1457 vor Christus die Kanaaniter besiegten. Ein Entscheidungskampf in unserer Zeit fand am 19. und 20. September 1918 statt, als der britische General Allenby den osmanischen Truppen bei Megiddo eine schwere Niederlage beibrachte.
Seit über hundert Jahren wird dort ausgegraben. Die ältesten Zeugnisse einer Besiedlung gehen auf die Zeit um 4000 vor Christus zurück. Um 918 v. Chr. wurde die Stadt völlig zerstört. In den folgenden Jahrhunderten gehörte sie zum Herrschaftsgebiet Ägyptens, des Königreiches Israel, Assyriens und Persiens. Jeder Eroberer errichtete auf der zerstörten Stadt eine neue Siedlung, sodass sich im Laufe der Zeit ein Tell, ein künstlich entstandener Hügel, entwickelte. Mindestens 20 Kulturschichten haben die Archäologen gezählt.
Die Grabungsergebnisse zeigen, wie gut Megiddo befestigt und mit einer ausgeklügelten Wasserversorgung versehen war. Auf dem heute noch begehbaren Schacht mit 180 Stufen erreicht man in 25 m Tiefe den felsigen Untergrund und gelangt auf dem 70 Meter langen und 3 Meter hohen Wassertunnel zur Quelle außerhalb der Stadtmauer. Der Kornspeicher gehört zu den größten des Landes. Nach biblischer Überlieferung soll König Salomo dort einen prächtigen Palast mit befestigten Stadttoren gebaut haben.
Der Rundgang über das plateauförmige Ausgrabungsgelände ist wie ein Weg durch die Menschheitsgeschichte. Durch das Nordtor gelangt man zum Südpalast. Von dort geht der Blick über die weite Jezreel-Ebene bis hin zum Berg Tabor. Beeindruckend ist ein runder, aus Steinen erbauter Altar. Er diente den Kanaanitern als Ritualort, auf dem auch Menschenopfer dargebracht wurden. Vor den Resten der Pferdeställe liegt ein ausgedehnter Exerzierplatz. Die Einzelboxen mit speziellen Futterkrippen konnten 450 Pferde aufnehmen. Nach neueren Forschungen gehen die „Ställe Salomons“, wie frühere Archäologen annahmen, jedoch auf die spätere Herrschaft von König Ahab (871 bis 852 vor Christus) zurück.
Das Ende Megiddos ist schnell erzählt: Nach der Eroberung des israelitischen Nordreichs durch die Assyrer verlor die Stadt ihre Bedeutung und geriet allmählich in Vergessenheit. Doch als Symbol für die Endschlacht aller Völker blieb der Ort im Gedächtnis der Menschen lebendig.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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