Wort zum Sonntag
Willi Schmutzhard (geb. 1948 im Mühlviertel) ist heute in Pension. In seiner aktiven Zeit als Lehrer für Religion und Psychologie an der Tourismusschule Bludenz von 1980 bis 2011 hat er Generationen von Schüler/innen ins Leben begleitet. Seine Einkehrtage und Fahrten nach Assisi, Taizé aber auch in die Gedenkstätte Dachau gehörten zu den speziellen Highlights jedes Schuljahres. Auch als psychologischer Berater hat er mit Verhaltenstherapie unzählige Patient/innen betreut. 1974 bis 1977 war er der erste Kinderpsychologe im Kinderdorf Vorarlberg in Au-Rehmen, wo er das Verhältnis der Bregenzerwälder Bevölkerung und der Kinderdorfkinder, zwischen „Kinderdörfler und Dorfschule“, entscheidend verbessert hat.
Der Bautechniker und Kollege von Schmutzhard, Andreas Waha (geb. 1956 im Burgenland), hat ihn zu seinem 70. Geburtstag dazu angeregt, doch ein Buch über seine lebenslange Passion, den Berg Athos, zu verfassen. Waha hat dafür Zeichnungen und Linolschnitte beigesteuert. Die eindrucksvollen Bilder des Bandes hat Willi Schmutzhard selbst fotografiert. Schmutzhard war 1990 das erste Mal auf dem Athos und ist bis heute 36-mal dorthin zurückgekehrt.
Sein Lieblingskloster ist das Kloster Simonos Petras, das als der kühnste Klosterbau des Heiligen Berges gilt: „Errichtet auf einem 280 Meter hohen Felskegel weist seine zum Meer hinblickende 40 Meter hohe Gebäudefassade zehn Geschosse auf.“
Der beste Freund von Willi Schmutzhard am Athos war der Mönch Grigorios, der vergangenes Jahr verstorben ist. Schmutzhard erinnert sich, wie er ihn in einer idyllischen Hütte direkt am rauschenden Meer nach Jahren wiedertraf, er ihn mit offenen Armen empfing und rief: „Der Professor ist da!“
Es sind die nächtlichen Feiern in der Kirche, in denen der Gesang und das Psalmengebet der Mönche vor den Ikonenwänden oft vier Stunden nach oben strömen. In der Osternacht können es auch zwölf Stunden sein! Der Gesang wechselt mit der sogenannten „Hesychia“, was so viel bedeutet wie Ruhe, Frieden und Gottversenkung.
Da hebt sich das westliche Zeitgefühl auf und die mitteleuropäischen Pilger sind ganz in die orthodoxe Mystik hineingenommen. Für Willi Schmutzhard hat das griechische „Christus ist auferstanden“ und die Antwort „Er ist wahrhaft auferstanden“, am Athos gesprochen, viel von urtümlichem Jubel und ungezügelter Freude über die Erlösungstat Christi und der Dreifaltigkeit. «
Insgesamt gibt es zwanzig orthodoxe Klöster auf der Halbinsel, davon sind 17 griechisch-, eines serbisch-, eines russisch- und eines bulgarisch-orthodox. Dazu kommen noch zwölf „Skiti“, das sind Mönchsdörfer, die jeweils zu einem Kloster gehören.
Am Beginn der 1990er-Jahre waren die Klöster verfallen, die Mönche überaltert und Willi Schmutzhard ging davon aus, dass es diese klösterliche Welt nicht mehr lange geben würde. Durch den EU-Beitritt Griechenlands wurde das Kulturerbe umfassend saniert. Es kamen auch wieder junge Männer aus der ganzen Welt, die sich zum orthodoxen Mönchstum berufen fühlten, sodass heute wieder ca. 2.500 Mönche hier leben.
Dass keine Frauen auf den Athos dürfen, ist ein Konfliktpunkt. Die Begründung, der Berg Athos sei der Garten der Jungfrau Maria, ist für westliches Denken kaum verständlich. Am ehesten lässt sich eine Verbindung finden, indem man sagt, dass die Klausur, wie sie etwa in Benediktinerklöstern gilt, für den ganzen Athos gilt.
Seine Eindrücke und Erlebnisse von den Athos-Reisen hat Willi Schmutzhard in seinem Buch zusammengefasst. Darunter sind neben wichtigen Informationen und persönlichen Erlebnissen auch kritische Beobachtungen, zum Beispiel über die Müllentsorgung.
Berg Athos. Erlebnisse – Begegnungen – Reflexionen. Text und Bilder: Willi Schmutzhard, Zeichnungen und Linolschnitte: Andreas Waha. 206 Seiten, farbig bebildert, € 28,70. Rhätikon Verlag, Bludenz, www.konzettbuch.at
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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