Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Im Dreischritt STOP – LOOK – GO, den der Benediktinermönch David Steindl-Rast als Anleitung für das Erleben von Spiritualität skizziert, ist „STOP“ der erste Schritt. Es ein Schritt in die Achtsamkeit dem Ort – und auch sich selbst gegenüber.
Ob zwischen zwei Terminen oder im Urlaub – Kirchen sind Orte zum Innehalten. Sie durchbrechen die „Logik“ des Alltäglichen und laden dazu ein, in die „Sphäre des Heiligen“ einzutreten, und zwar als ganzer Mensch: voll Neugier und Vorfreude, entspannt oder gedankenvoll oder auch mit Sorgen. Gönnen Sie sich Zeit für diesen ersten Schritt, in dem Sie mit der Kirche „in Fühlung“ gehen und selbst ganz ankommen.
Sind Sie zu einer Wallfahrtskirche gewandert oder stehen Sie vor einer Domkirche im Stadtzentrum? Machen Sie sich die Lage der Kirche bewusst! Wie sind Sie dorthin gekommen? Von wo haben Sie das Gebäude zum ersten Mal gesehen? Was erzählt dieser Blick, was die Umgebung?
Umrunden Sie die Kirche und gewinnen Sie weitere Eindrücke! Vielleicht entdecken Sie ein Türmchen, das vorher nicht sichtbar war, oder Sie stellen fest, dass die Kirche an einem Abhang steht.
Machen Sie sich bewusst, wie das Bauwerk auf Sie wirkt: prächtig und erhebend, geheimnisvoll und mystisch, warm und einladend oder vielleicht auch abweisend und kalt? Halten Sie nochmals inne, bevor Sie das nächste Tor suchen, um einzutreten: Mit welchem Gefühl gehen Sie jetzt in diese Kirche?
Portale und Schwellen markieren den Übergang vom Profanen zum Heiligen. Sie sind oft besonders gestaltet, und bei großen Kirchen gibt es mehrere Tore mit besonderen Bedeutungen. Wählen Sie – wenn möglich – ein Eingangstor in der Hauptausrichtung der Kirche und treten Sie ganz bewusst über die Schwelle der Kirche.
Machen Sie mit dem Schritt in den Kirchenraum ganz bewusst einen Schritt zu sich selbst!
Spüren Sie die Qualität des Raumes und lassen Sie diesen auf sich wirken: die Kühle oder Wärme, das Licht oder die Dunkelheit, die Höhe oder die Geborgenheit, die Stille oder die Musik, den Geruch von Weihrauch und von jahrhundertealten Gemäuern …
Wenn Sie angekommen sind, er-gehen Sie den Raum – in Stille und Ruhe, von hinten nach vorne – und nehmen Sie den Raum wahr. Es geht in diesem ersten Wahrnehmen nicht um einzelne Bilder oder Statuen, nicht um die wertvolle Orgel oder den zeitgenössischen Altar. Es geht darum, ein Gefühl für den Kirchenraum als Ganzes und ein Gefühl für sich selbst in diesem Kirchenraum zu bekommen, wie es auch ein Text von Martin Gutl beschreibt.
Für einen Augenblick lang
in einer Kirche stehen.
Für einen Augenblick lang eins sein
mit den Steinen des Bodens,
mit den Mauern, mit den Fenstern,
mit den Bögen, den spitzen und runden,
mit Himmel und Erde,
mit gestern und heute,
mit Leib und Seele,
mit mir und den andern,
mit Freunden und Feinden,
mit Gott in mir,
mit Gott außer mir.
Für einen Augenblick lang
nichts als sein.
Ewig sein.
Mensch sein.
Der erste Schritt der Kirchenerkundung, das „STOP“, bedeutet eine bewusste Unterbrechung im Leben. Der Schritt in den Kirchenraum ist dann ein Schritt zu uns selbst – und vor Gott hin. Und wer ganz bei sich ankommt, kann auch offen sein für das, was auf ihn oder sie zukommt.
Wie Kirchenraum wirkt
Wer eine Kirche betritt, kann die Kühle genießen, die Bilder anschauen, zur Ruhe kommen – oder das Geheimnis des Kirchenraums erleben. Theresa Stampler verrät, wie es zu entziffern ist.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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