Wort zum Sonntag
Paulus sagt es klar und deutlich: Mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, steht und fällt der christliche Glaube: Ohne Auferstehung ist alles nichts (1. Korintherbrief 15).
Mich wundert, dass wir nicht bestürzt sind, dass nach Umfragen in Deutschland nur 28 Prozent der Katholiken an die leibhaftige Auferstehung glauben. Ohne dieses Bekenntnis blieben wohl noch hoher sozialer Einsatz, rituelle Dienstleistungen und vielleicht noch – in ungefährlichem Abstand – Bewunderung für den kritischen Jesus. Ein „Christentum“, das sich nicht vom Auferstandenen getragen, gesendet und in Frage gestellt erfährt, hat ausgespielt.
Das ist das wirklich „heiße Eisen“ heute. Nur wenn wir uns daran die Zunge verbrennen und so geläutert werden, werden wir wieder Zustimmung finden.
Aber kann ich wirklich daran glauben? Wie soll ich mir das vorstellen? Gibt es gute Gründe dafür? Die Auferstehung Jesu Christi kann nicht bewiesen werden. Es bleibt ein Restrisiko, seine Lebenskarte auf den Gekreuzigt-Auferstandenen zu setzen. Aber: Keine Lebensform kann restlos begründet werden.
Zudem: Glauben bezeichnet biblisch die Lebensform in jenem Bund, den der Heilige Israels zuerst mit Noah, dann mit Abraham und vor allem mit Moses geschlossen hat. Verwirklicht wird diese Lebensform mit der Thoraregel Jesu: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Deshalb ist alles gut, solange die Liebe bleibt (1. Korintherbrief 15).
Wunderbar die Hoffnung, dass die Liebe stärker sei als der Tod und alle Gewalt. Aber hast du auch gute Gründe? Gesehen hat die Auferstehung Jesu direkt niemand. Das Neue Testament erzählt von Erfahrungen und bezeugt mit immer neuen Worten diese einzigartige Einmaligkeit. Paulus ringt sein Leben lang um die Bedeutung seiner alles verändernden Begegnung: Apostel soll er sein und das Evangelium den Völkern verkünden.
Die Ostererzählungen der Evangelien stottern: sie reden von „sichtbar gemacht (worden)“, er wurde auferweckt oder er ist „(auf)erstanden“. Immer berichten die Zeug/innen seit Maria Magdalena von einer anhaltenden Gegenwart. Auch heute bezeugen so viele Menschen die Gegenwart Jesu Christi in ihrem Leben: von ihrer Bekehrung und ihrem Wachsen in der Liebe.
Es gibt gute Gründe, dieses Zeugnis für glaubwürdig zu halten. Menschliche Freiheit, wie Karl Rahner betont, will nicht ewig wählen, sondern will Endgültigkeit und sich durch den Tod hindurch vollenden. Liebe, so Gabriel Marcel, findet sich mit dem Tod nicht ab, sondern schreibt, schreit und betet gegen ihn an.
Einen Menschen lieben, heißt sagen, du wirst nicht sterben – im Angesicht von Tod und Verwesung. Ebenso kann, wie Max Horkheimer in der Tradition von Immanuel Kant formulierte, unser Sinn für Gerechtigkeit sich nicht damit abfinden, dass der Mörder endgültig über die Opfer triumphieren könnte.
Besonders aber berühren mich die Zeugnisse der Märtyrer/innen des 20. Jahrhunderts: die Briefe von James Graf von Moltke ebenso wie jene von Franz Jägerstätter aus den Gefängnissen in Berlin. Besonders stärkt mich das Zeugnis der Märtyrer/innen in den 1990er Jahren aus Algerien, bei deren Seligsprechung am 8. Dezember 2018 auch der ermordete muslimische Fahrer von Bischof Pierre Claverie, Muhammed Bouchiki, präsent war.
Immer aber höre ich ein Wort von Alfred Delp, das er in einer Weihnachtsmeditation 1944 gefesselt im Gefängnis geschrieben hat: Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Und mit der Mutter Jesu darf ich alle diese Gründe und Worte in meinem Herzen bewahren und hoffen, auch einmal selbst in Zuversicht meinem Tod entgegengehen zu dürfen.
Und wenn sich im Sterben – ich möchte auch den Ungläubigen in mir annehmen – das alles verschlingende Nichts meiner bemächtigen sollte, dann hoffe ich, mich in die Gottverlassenheit Jesu hineinbergen zu dürfen. Niemand wird von der Hoffnung, die seine Auferstehung gestiftet hat, ausgeschlossen.
Suche nach dem fruchtbaren Kern
Teil 2 von 5
Zugang finden zu vier Themen: Auferstehung, Jungfräulichkeit, Leid, Gottes Sohn
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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