Wort zum Sonntag
„Frohe Weihnachten“, wünscht die Verkäuferin mit dem muslimischen Kopftuch – wie höflich und aufmerksam, gerade weil es nicht ihre Religion ist. Was am 24. und 25. Dezember gefeiert wird, weiß jede:r in Europa, egal ob Christ:in, Buddhist:in oder Atheist:in.
Und wenn es auch nicht „Frohe Weihnachten“, sondern „Schöne Feiertage“ heißt, ist allen klar: Was hier gefeiert wird, ist ein christliches Fest.
Aber wie ist das mit den muslimischen Nachbarn? Wann und wie gratuliert man einer jüdischen Bekannten? Und was bedeutet es, wenn der Arbeitskollege Alevit ist? In Österreich sind laut Statistik Austria (Stand 2021) gut 68 Prozent der Bevölkerung Christ:innen. Gut 8 Prozent sind Muslim:innen, 0,3 Prozent der Bevölkerung sind Buddhist:innen und 0,1 Prozent Hindus, etwa halb soviele Jüdinnen und Juden.
Mit anderen Worten: Das Christentum dominiert, aber im Vergleich zu 1951, als rund 96 Prozent der Menschen in Österreich Christ:innen waren, ist eine deutliche religiöse „Verbuntung“ (Paul M. Zulehner) eingetreten. Nur nebenbei: Die Gruppe der Menschen, die sich keiner religiösen Gruppe zugehörig fühlen ist gestiegen 1951 waren das 3,8 Prozent der Bevölkerung, 2021 aber 22,4 Prozent.
Die „Verbuntung“ bringt praktische Fragen mit sich, etwa: Wenn der muslimische Nachbar wie selbstverständlich „Frohe „Weihnachten“ wünscht, wann und wie wünscht man ihm ebenso ein „Frohes Fest“? Der „Runde Tisch der Religionen“ und die Theolog:innen Gudrun Becker und Stefan Schlager von der Diözese Linz haben eine Hilfe für solche und weitere Fragen entwickelt: die Broschüre „‚Frohes Fest‘. Feste und Festtagsgrüße aus den Religionen“. Behandelt werden dort die Religionen Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Aleviten.
Die Broschüre „‚Frohes Fest‘. Feste und Festtagsgrüße aus den Religionen“ hilft in Bezug auf Christentum, Islam, Judentum, Aleviten und Buddhismus weiter. Sie ist kostenlos beim Behelfsdienst der Diözese Linz (Linz, Kapuzinerstraße 84) abholbar.
Der Sederabend zu Pessach erinnert an den Auszug aus Ägypten.
Da der jüdische Kalender eine Mischung aus Mond- und Sonnenkalender mit eigener Schaltjahrregelung ist, liegen die Feiertage jedes Jahr an anderen Tagen des gregorianischen Kalenders.
Rosch Haschana ist das Neujahrsfest (nach gregorianischem Kalender im September bzw. Oktober). Der Jom Kippur (Versöhnungstag) liegt zwischen Ende September und Anfang Oktober. Chanukka, das Lichterfest, ist im Dezember; Purim, an dem sich Kinder verkleiden, im März. Pessach, das den Auszug aus Ägypten feiert, liegt in den nächsten Jahren im April. Für alle Feste gibt es verschiedene Glückwünsche.
Das Fest Eid al-Fitr beendet den Ramadan.
Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, im gregorianischen Kalender sind die Feste daher Jahr für Jahr um jeweils zehn bis elf Tage früher.
Als religiös geprägte Zeit ist vor allem der Fastenmonat Ramadan bekannt, an dessen Ende das Ramadan-Fest bzw. Fest des Fastenbrechens oder Zuckerfest (Eid al-Fitr) steht. 2024 ist es im April. Vier Tage lang dauert das Opferfest (Eid al-Adha), das den Höhepunkt der Pilgerfahrt nach Mekka markiert. 2024 wird das Opferfest im Juni liegen. Die Glückwünsche zu beiden Festen lauten: „Eid Mubarak“ (gesegnetes Fest).
Laternen im Nachthimmel zu Vesakh in Indonesien
Das tibetische Neujahrsfest (Losar) wird am ersten Tag vor allem innerhalb der Familie gefeiert, der zweite Tag dient religiösen Verrichtungen, der dritte gilt der Öffentlichkeit. Dieses Fest, gefeiert zu Frühlingsbeginn, steht für einen Neustart. Vesakh ist der höchste buddhistische Feiertag. Er erinnert laut buddhistischer Lehre an den Austritt des Buddha (Siddhartha Gautama,) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt.
Das Grabmahl von Haci Bektas Veli in Zentralanatolien
Die Alevit:innen (Anhänger Alis, des Schwiegersohns des Propheten Mohammed) sind religiös dem Islam verwandt. Zu ihren Festen gehören Hizir in der zweiten Februarwoche, das an einen Heiligen erinnert; Nevruz markiert am 21. März den Geburtstag Alis; die Fasten- und Trauerzeit heißt Muharrem; ein Fest im August gilt Haci Bektas Veli, einem Mystiker des 13. Jahrhunderts. Das Frühlingsfest am 6. Mai heißt Hıdrellez.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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