Wort zum Sonntag
Von Helfenberg nach Linz, von der Jungschar und Jugend zur Pfarrpastoral, von der Stiftspfarre zur Bischofskirche: Mit diesen Stichworten lassen sich Lebenspunkte von Stefanie Hinterleitner beschreiben.
Die 32-jährige Pastoralassistentin zählt seit 2019 zum Team der Seelsorge in der Dompfarre. „Ich bin sehr gerne Seelsorgerin, weil ich die Menschen begleiten kann: vom Baby bis zum Senioren“, erzählt sie. „Die Menschen erwarten sich, dass man Anteil nimmt an ihrem Leben und dass man die Feste mit ihnen feiert.“
Sie selbst ist mit Kirche groß geworden und war in ihrem Heimatort Helfenberg in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert. Im Stift Schlägl hat sie Jugend-Gottesdienste mitgestaltet. „Ich habe dann Theologie studiert mit dem Wunsch, Priesterin zu werden oder Pastoralassistentin zu sein.“
Als Frau in der Kirche das Priesteramt nicht ausüben zu dürfen, findet sie zwar nach wie vor ungerecht und ausgrenzend, gleichzeitig will sie sich an diesem Thema auch nicht zu sehr aufreiben. „Ich habe mir meinen Platz in der Domliturgie suchen müssen. Für hauptamtliche Laien ist hier kein Platz vorgesehen. Was ist meine Rolle?“, mit diesen Fragen hat sie sich beschäftigt – und auch für sich eine Antwort gefunden: „Ich versuche, die Liturgie mit meinen Charismen mitzutragen: als Lektorin und Kommunionspenderin, als eine, die predigt und segnet.“
Ihr liebster Platz im Dom ist der Ambo. Sie steht dort mit großer Selbstverständlichkeit. Das Wort Gottes verkündet sie gerne und deutet auch die Schrift. Biblische Texte mit dem Leben und der Gesellschaft heute zu verbinden, findet sie spannend. Eine Woche vor dem Predigtdienst beginnt sie mit der Vorbereitung.
„Mit dem biblischen Text gehe ich dann durch die Woche, die Predigt selbst schreibe ich in einem durch.“ Diese kann man auch im Internet nachlesen und -hören. Einmal im Monat gestaltet Hinterleitner eine Wort-Gottes-Feier mit einem Frauen-Schwerpunkt.
Befragt nach einem weiteren Ort, den sie im Mariendom gerne besucht, geht die Pastoralassistentin zur Jägerstätter-Stele. Das Leben von Franz und Franziska Jägerstätter bringt sie immer wieder zum Nachdenken: „Die Tatsache, dass Franz Jägerstätter in einer so bedrängten Zeit den Kriegsdienst aus seinem christlichen Glauben heraus verweigert hat, das imponiert mir. Er hat gesagt: Als Christ mache ich da nicht mit!“ Sein Mut und seine Haltung haben dem seligen Franz Jägerstätter das Leben gekostet. Mitgetragen hat dies seine Frau Franziska, die ein Leben lang die Konsquenzen seiner Entscheidung gespürt hat.
Für beide ist im Mariendom ein Ort der Stille reserviert. „Mit Blick auf die Zeit, in der wir jetzt leben, beeindruckt mich das Leben der beiden noch einmal mehr. Wir sind von Kämpfen und Kriegen umgeben, und in Europa wird aufgerüstet! Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist“, sagt sie.
Für Stefanie Hinterleitner ist der Dom auch ein Mahnmal für den Frieden: Im Kapellenkranz wurden anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Friede in Österreich“ moderne Glasfenster eingesetzt.
Mit Blick auf Weihnachten sagt sie: „Das Zentrale der Botschaft von Weihnachten ist: Gott ist Mensch geworden und in einem Kind zu uns gekommen.“ Ein Baby ist für sie ein Symbol für Gewaltlosigkeit: „Es ist für mich auch ein Bild dafür, wie man gewaltlos Realitäten verändern kann.“ Nach der Geburt eines Kindes ist nichts mehr so, wie es vorher war. Mit der Sehnsucht nach Liebe beginnt alles: „Ein Kind weckt in uns das Bedürfnis, dass wir uns ihm liebevoll zuwenden.“
Sie zeigt im Altarraum stehend auf die Friedensrosette, die über dem Rudigierportal zu sehen ist. Gegenüber ist das Kriegsfenster. Krieg und Frieden im Mariendom: Der Mensch entscheidet, durch welches Tor er ins Leben schreitet. „Friede den Menschen auf Erden“ lautet die Weihnachtsbotschaft. Das Tor zum Frieden: Es steht offen.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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