Wort zum Sonntag
Pontius Pilatus ist natürlich vor allem für sein Handeln beim Prozess Jesu in Jerusalem bekannt. Dorthin gekommen war der Präfekt aber höchstwahrscheinlich nur kurz, um die Menschenansammlung rund um das Pascha-Fest vor Ort im Auge zu haben. Seine eigentliche Residenz war nämlich nicht das gebirgige Jerusalem, sondern das viel angenehmer gelegene Caesarea am Meer (Caesarea Maritima, nicht zu verwechseln mit Caesarea Philippi).
Caesarea Maritima war von Roms Klientelkönig Herodes zwischen 22 und 10 vor Christus an der Stelle einer phönizischen Hafensiedlung namens Turris Stratonis (Stratos Turm) zu Ehren des römischen Kaisers Augustus mit Bädern, Palästen, einem Hippodrom, einem Theater und viel anderem Luxus dieser Zeit gegründet worden. Der künstliche Hafen mit großen Wellenbrechern galt als einer der größten im östlichen Mittelmeerraum.
Im Jahr 6 nach Christus kam die Stadt direkt unter römische Kontrolle. Pontius Pilatus ist mit einer 1961 entdeckten Inschrift dort verewigt – und seine Existenz damit auch archäologisch belegt.
In der christlichen Ära nahm Caesarea eine herausragende Stellung ein. In der Apostelgeschichte ist davon die Rede, dass ein römischer Zenturio Petrus in sein Haus einlud, um mehr über Jesus zu erfahren (Apg 10). Paulus wurde als Gefangener von Jerusalem nach Caesarea überführt und im Amtssitz des römischen Statthalters Antonius Felix in Gewahrsam gehalten (Apg 23). Das römische Theater ist eng verknüpft mit dem Tod von Herodes Agrippa I. (Apg 12,18–24).
In byzantinischer Zeit wurde die Stadt zu einem blühenden Zentrum der Christenheit. Berühmte Theologen wie Origenes und Eusebius wirkten dort. Die Bedeutung nahm durch die dauerhafte Besetzung durch die Araber Mitte des 7. Jahrhunderts rapide ab. Unter den Kreuzfahrern erlebte Caesarea noch einmal eine kurze Blütezeit. Der französische König Ludwig IX. errichtete eine Stadtmauer und baute eine dreischiffige Kirche zur Erinnerung an die Apostel Petrus und Paulus. Imposante Reste davon sind heute noch zu sehen. Trotz der starken Befestigungen konnte Sultan Baibars 1275 Caesarea erobern. Die Bevölkerung wurde getötet oder versklavt. Allmählich verfiel die Stadt.
Der Gang durch den heutigen archäologischen Park gleicht dem Besuch eines großen Freilichtmuseums. Am besten erhalten ist die innere Stadtmauer aus der Kreuzfahrerzeit. Im Süden des Areals befindet sich das römische Theater. Die halbrunde, restaurierte Zuschauertribüne wird heute für Musikfestivals genutzt. Nordwestlich davon sind am Meeresufer die Ruinen des Hippodroms aus der Zeit des Königs Herodes zu erkennen. Auf einer kleinen Landzunge östlich des römischen Theaters hat man die Ruinen eines Palastes des Herodes ausgegraben.
Im Zentrum der Ruinenstadt stehen die Reste der Akropolis (damit wurde in der Antike die oberste Stelle einer Stadt bezeichnet) mit Augustus-Tempel und Palast. Nördlich der Ruinenstätte von Caesarea findet der Besucher zwei alte Aquädukte mit noch 28 aufrecht stehenden Bögen, durch das die Stadt mit Wasser aus dem etwa zehn Kilometer entfernten Karmelgebirge versorgt wurde.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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